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  • Foto: Hadolt Group

Von: Josef Müller


Artikel Nummer: 50357

Massiver Druck auf die Margen

Im Gespräch mit Rolf Hadolt, Eigentümer und Geschäftsführer der Hadolt-Gruppe. Einen sehr persönlichen Bericht bringt ITJ-Korrespondent Josef Müller von seinem Besuch nahe Graz mit, wo er herzlich von Rolf Hadolt empfangen wurde. Dieser ist optimistisch für das Geschäft in diesem Jahr, weiss Österreichs Wirtschaftskraft zu schätzen, kritisiert aber auch die Politik in Wien und Brüssel. Zu seinem Glück gibt es ein flüssiges Gut aus dem Heimatland seiner Frau.


Wenn Rolf Hadolt das vergangene Jahr Revue passieren lässt, sieht er eine durchwachsene Jahresbilanz: Der Umsatz hielt sich zwar mit 60 Mio. EUR auf dem Niveau von 2022, doch der Druck auf die Ebit-Margen war sehr zu spüren. «Das haben wir besonders im Luft- und Seefrachtgeschäft erlebt. Es war für uns kein einfaches Jahr», zieht Hadolt gegenüber dem ITJ Bilanz.

 

Der Chef der Hadolt-Gruppe mit 250 Mitarbeitern, einem Fuhrpark von 150 Lkw und eigenen Assets zeigt sich dennoch zufrieden. «Wie 2024 angelaufen ist, haben wir Grund zu Optimismus», so der 63-jährige Manager, der nach 47 Jahren Tätigkeit in der Logistikbranche seinen Sohn Felix bereits in das Unternehmen integriert hat.

 

Scharf kalkulierte Nachhaltigkeit

 

Auf die Margen drücken die spürbaren Lohnkostensteigerungen und die seit Jahresbeginn in Österreich geltende CO2-Bepreisung, für deren Weiterverrechnung die Kunden durchaus Verständnis aufbringen. Hadolt setzt auf Nachhaltigkeit, und sichtbar ist das am Hauptsitz in Kalsdorf, der ab Mitte des Jahres energieseitig autark wird. Mit 200 000 EUR schlägt die Ausweitung der Solaranlage auf den Dächern zu Buche – viel Geld, dass sich rentieren soll.

 

Zumal immer häufiger Kunden bei Ausschreibungen Nachweise für nachhaltiges Agieren verlangen. Im Fuhrpark werden immer mehr Lkw mit HVO100 betankt, was die Kosten für diesen Dieselersatz zwar um 5% erhöht, dafür entfällt die Mineralölsteuer und sinken die CO2-Emissionen um 90%.

 

Spricht man Hadolt auf die Zukunft der E-Mobilität von Lkw an, so runzelt sich schnell seine Stirn, und er wird sehr deutlich: «Das ist doch alles Wischiwaschi! Ich sehe darin primär einen PR-Gag und glaube nicht, dass Fernverkehr-Lkw jemals wirtschaftlich vollständig mit Strom fahren können.»

 

Schon eher haben aus seiner Sicht wasserstoffbetriebene Lkw oder E-fuel als alternative Antriebstechnologien eine Zukunftsperspektive. E-Lkw könnten eine Übergangslösung darstellen, sofern die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden ist.

 

Hadolt: «Wir dürfen den Verbrennungsmotor nicht verdammen, denn dessen Technik befindet sich heute auf einem hohen Niveau, der Dieselkraftstoff schon sehr sauber ist und die Lkw viel weniger davon verbrauchen als in der Vergangenheit.»

 

Dass die Politik Lkw-Hersteller heute dazu zwingt, E- und Wasserstoff-Lkw zu produzieren, kann der Unternehmer, dessen Geschäftsmodell v.a. mit Lkw funktioniert, nicht nachvollziehen. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da.

 

Viele Kollegen und der Zentralverband für Spedition & Logistik kritisieren massiv den politischen Zwang zur E-Mobilität im Lkw-Bereich. Gefordert werden eine Technologie-Offenheit und die freie Entscheidungsmöglichkeit bei den Unternehmen, welche Lkw sie für ihre Bedürfnisse einsetzen wollen.

 

Vielfalt und Vereinheitlichung

 

Kommt Hadolt auf die Verkehrspolitik zu sprechen, verfinstert sich sein fröhliches Wesen gleich wieder: «Was wir in Österreich brauchen, ist mehr Ausbau von Schiene und Strasse und eine koordinierte einheitliche europäische Verkehrspolitik, die sich nicht in überdimensionierten Regelungen manifestiert.»

 

Hadolt ist auch Patriot: «Wir haben in Österreich eine gut funktionierende Wirtschaft, wir haben gute Produkte und gute Unternehmen.» Mit der zu Beginn des Jahres eingeführten CO2-Bepreisung bringe man aber den Wirtschafts- und Logistikstandort Österreich in Gefahr.

 

Hadolt entspannt sich wieder, wenn er seinen Blick über seine gut 3000 Flaschen zählende Whisky-Sammlung in seinem Büro schweifen lässt – Ausfluss seiner neben der Logistik zweiten grossen Passion. Es ist wohl die grösste Sammlung Österreichs mit allein 500 Flaschen edlen Tropfens aus Japan – der Heimat seiner Gemahlin.

 

 

 

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