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  • Gerade die MSC-Gruppe will die Spitze halten.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 39200

Die Ocean Carrier im Kaufrausch

Wenn innerhalb eines Jahres soviel verdient wird wie in zehn Jahren nicht, weckt das die Kauflaune. Während die grossen Reedereien in 2021 Gewinne von ca. 80 Mrd. EUR erzielten, zeigt sich der in Genf ansässige Carrier MSC, dessen Zahlen nicht in der Gesamtsumme enthalten sind, besonders expansionsfreudig. In die Logistikbereiche und die regionale Abdeckung wird investiert wie lange nicht.






So schnell gelangt man an die Spitze der Nahrungskette. Während die grossen Reedereien in 2021 Gewinne von ca. 80 Mrd. EUR erzielten (s. ITJ 49-52/2021, S. 7), zeigt sich der in Genf ansässige Ocean Carrier MSC, dessen Zahlen als Privatunternehmen nicht veröffentlicht werden und dementsprechend nicht in obiger Gesamtsumme enthalten sind, besonders expansionsfreudig.

 



Ein einsamer Kampf um die Spitze?
Über die Zukäufe wird bisweilen vergessen, dass trotz der grossen Allianzen der Wettbewerb unter den grossen Carriern nicht vorüber ist. Zum Jahreswechsel hat nun MSC einen Meilenstein erreicht.
Wie erwartet wurde Maersk als weltweit grösste Reederei nach operativ betriebener Schiffskapazität überrundet. Die jüngste Flottenstatistik von Alphaliner zeigt, dass MSC mit eine Flotte von 645 Containerschiffen eine Gesamtkapazität von knapp 4,29 Mio. TEU aufs Wasser bringt, was einem Weltmarktanteil von genau 17% entspricht. Es ist bemerkenswert, dass dieses Wachstum nicht durch Fusionen und Übernahmen, sondern organisch durch Neubauten und den Erwerb gebrauchter Schiffe erfolgte. Die dänische Reederei hatte übrigens immer den Standpunkt vertreten, sich auf ihre Strategie der Rentabilität und nicht auf die Flottengrösse zu konzentrieren. Mit einem bestätigten Auftragsbestand von knapp 1 Mio. TEU an Neubauten sollte die in der Schweiz beheimatete MSC ihre Position im ersten Halbjahr weiter festigen, wenn neue Einheiten eingeflottet werden.

 

 


Vom Logistikarm zum Logistikkraken
Seitdem Søren Skou im Juni 2016 das Ruder bei Maersk in der Hand hat, ist seine Strategie der Abdeckung der gesamten Supply Chain mitsamt allen Logistikdienstleistungen zum Credo in der Hochseeschifffahrt geworden – was die anderen Player naturgemäss nicht begeistert.


Die Dominosteine purzeln munter: Während Maersk vor Weihnachten den Kontraktlogistik-Konzern LF Logistics mit 223 Lagerhäusern für 3,2 Mrd. USD erwarb, hat CMA CGM das E-Commerce- und Omni-Channel-Segment (CLS) von Ingram Micro mit Sitz in Kalifornien im Dezember für 3 Mrd. USD gekauft. Tochterfirma Ceva treibt ihre Logistiksparte voran und setzt auf eine eigene Luftfracht-Abteilung. Auch auf diesem Feld schiesst aber erneut MSC den Vogel ab. Im Dezember 2021 unterzeichnete MSC eine Vereinbarung mit der französischen Bolloré-Gruppe zum Erwerb von Bolloré Africa Logistics, einem Logistikdienstleister und Terminalbetreiber in Afrika, auf Basis eines Unternehmenswerts von 5,7 Mrd. EUR. Und im ersten Quartal 2022 will MSC zusätzlich seine erste Akquisition einer Speditionsgruppe abschliessen und 67% der Anteile an dem brasilianischen Logistikunternehmen Log-In Logistica erwerben. Es geht stürmisch voran.


Gleichzeitig setzt sich der Verdrängungswettbewerb fort. Der europäische Spediteursverband Clecat drängt die EU, gegen Maersk und Hamburg Süd vorzugehen, die ihre Stellplätze statt über Direktbuchungen nur auf dem Spot-Markt anbieten. Ausgang offen.