Aus der See zum Auto
Die Hochzeit zwischen der Schifffahrt als Bräutigam und der Logistik als gekaufter Braut, oder nüchterner, die vertikale Integration, kennt keine Atempause. So hat Noatum, Tochter von AD Ports, die jüngste Übernahme in der spanischen Automobillogistik getätigt.
Das Logistikgeschäft mit vollständig ausgestatteten Fahrzeugen ist attraktiv. Die spanische Noatum-Gruppe, Tochter von AD Ports Group, kauft der spanischen Grupo Logístico Sesé ihre so genannte Fertigfahrzeug-Logistik (FVL) ab. Der Kaufpreis beträgt 81 Mio. EUR. Vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen ist der Deal zum Q1/2024 perfekt.
Im H1/2023 erzielte die Sesé-Gruppe aus Zaragoza ihr bislang beste Halbjahresergebnis und meldete einen Umsatz von 510 Mio. EUR (+25% im Vorjahresvergleich) sowie einen schlanken Betriebsgewinn (Ebitda) von 27 Mio. EUR. Sesé Auto Logistics selbst ist in der Strassen- und Schienenlogistik tätig, beliefert OEMs wie Renault, Stellantis, Mazda, Daimler, BMW, PSA und MAN und operiert von Spanien, Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn aus mit seiner Flotte von etwa 200 Lkw.
Noatum schneidet sich ein Filetstück heraus. Die Übernahme impliziert ein nachlaufendes EV/Ebitda von rund 3,5 x, basierend auf der Leistung des Unternehmens in den letzten zwölf Monaten bis August 2023 – einem Umsatz von rund 100 Mio. EUR, mit einer Ebitda-Marge von 22,5%. Die Marke Noatum Automotive soll nach eigenem Bekunden «eine umfassende und vertikale Lösung für die Automobilindustrie anbieten, die die gesamte logistische Wertschöpfungskette vom Transport über den Vertrieb bis hin zur endgültigen Auslieferung der Fahrzeuge an Kunden abdeckt». Synergien mit dem Terminalgeschäft von Noatum in Spanien bilden die Voraussetzung.
Der FVL-Markt in Europa wird auf etwa 3 Mrd. EUR geschätzt, mit einem mittelfristig jährlichen Wachstum von 6%. Laut den neuesten Daten von S&P Global, Datenpartner der ECG (The Association of European Vehicle Logistics) wird der jährliche Pkw-Absatz in der Region Europa im Jahr 2023 voraussichtlich 16,3 Mio. Einheiten erreichen und dürfte bis zum Jahr 2035 auf 18,9 Mio. Einheiten im Jahr ansteigen.