Mensch und Material
Die Nachfrage nach logistischen Dienstleistungen ist derzeit hoch, was auch der Schienengüterverkehr spürt. Wie ein privater Operateur wie SETG seine Kapazitäten erhöht, schilderte Gründer und CEO Gunther Pitterka Christian Doepgen im Interview in Salzburg.
Wie hat sich der Geschäftsgang in der ersten Jahreshälfte 2021 für SETG entwickelt? Hält die hohe Nachfrage an und verzeichnen Sie weiter Zuwächse?
Es haben sich in Summe leichte Zuwächse ergeben, die jedoch höher ausfallen hätte können, wenn es nicht zum wiederholten Male zu Streckensperren im Netz der DB gekommen wäre, die im Februar mit den durchaus nicht abnormalen Schneemengen wieder einmal nicht zurecht gekommen ist.
Zur Zeit sind viele Logistik-Kapazitäten ausgelastet. Wie können Sie Mensch und Material bei SETG binden und für den Kunden verfügbar halten?
Gutes Fachpersonal im Betriebsdienst ist tatsächlich knapp. Dem begegnen wir mit der hauseigenen Bahn-Akademie, in der seit drei Jahren Triebfahrzeugführer für Deutschland und Österreich ausgebildet werden und auch Bestandspersonal weitergebildet wird, u. a. am betriebseigenen Vectron-Fahrsimulator. Bei Lokomotiven sehen wir keine Knappheit, auch haben wir aktuell 100 % unserer Waggonflotte von ca. 900 Einheiten im Einsatz.
Die eigene Bahn-Akademie ist ein USP von SETG. Wo bauen Sie aus?
Am Firmenstandort in Salzburg werden Triebfahrzeugführer in zwei Klassen, eine für Österreich, eine für Deutschland, ausgebildet. Die Klassengrösse halten wir aus pädagogischen Gründen mit maximal zehn Auszubildenden bewusst klein. Die SETG erhält für die Ausbildung
keinerlei Förderungen.
Für die Fortbildung haben Sie viel in den Vectron-Simulator investiert (135 TEUR). Wie wichtig ist das Gerät?
Der Simulator dient dem Fahrpersonal für jährliche Weiterbildung, Schulung und
Überwachung. Er dient der Sicherstellung eines Höchstmasses an Sicherheit.
Wie wollen Sie den Bestand an rollendem Material in Zukunft ausbauen? Setzen Sie auch auf E-Mobilität?
Wir haben gerade die grösste Investition in der Firmengeschichte angestossen: 29 Mio. EUR werden in den nächsten drei Jahren in Neubau-Lokomotiven (BR 193/Vectron) mit Mehrsystemausführung und
Neubauwaggons investiert.
Welche Vorteile hat der neue Werkstattbetrieb, den Sie einzuführen planen (alle vier ECM-Stufen etc.)?
Schnittstellen mit unklaren Vertragsgrundlagen (z. B. AVV) und teilweise gegensätzlichen Interessen sowie Kapazitätsengpässe haben zur Entscheidung geführt, dass wir den Werkstattbetrieb für Diesellokomotiven inhäusig abwickeln. Dies hat zu einer höheren Verfügbarkeit der Loks geführt. Als Grundlage haben wir daher alle Stufen des ECM zertifizieren lassen. Auch gehen wir klar den Weg, als EVU der Halter von Waggons zu sein, um Schnittstellenkosten zu reduzieren.
In welchen Verkehrssparten sehen Sie in der Zukunft das grösste Potenzial im Schienengüterverkehr?
Sicher im kombinierten Verkehr, aber natürlich auch in unserem Kern-Business, dem anspruchsvollen Holzmarkt.