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  • Fredrik Wildtgrube, head of global sales Finnair Cargo

02.04.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27148

Zeit kommt vor Raum

Mit dem «COOL Nordic Cargo Hub» verfügt Finnair Cargo über einen der modernsten Luftfrachtterminals. Er wurde 2017 eingeweiht (vgl. ITJ 01-04/2018, S. 13), einem der wachstumsstärksten Jahre der langen Firmengeschichte. Wie verankert die Fluglinie in Zeit und Raum ist, schildert Fredrik Wildtgrube gegenüber ITJ-Redaktor Andreas Haug – während er seine Koffer für den Umzug nach Schanghai packt.


 


Herr Wildtgrube, Sie waren früher für Nokia und Microsoft tätig. Welche Erkenntnisse bei Verladern helfen Ihnen beim Management einer Fluglinie?

Ich habe schnell gelernt, dass die Supply Chain weniger eine Kostenfrage ist, sondern Risikomanagement und Finanzen im Vordergrund der 360°-Erwägungen stehen müssen. «Risiko» beinhaltet dabei auch die Kundenerfahrung. Die Lieferkette ist das Rückgrat eines Unternehmens und muss deshalb vom Management sorgfältig beobachtet werden. Ich habe auch den finanziellen Wert der Geschwindigkeit erkannt – gerade im High-Tech-Bereich.

 

 

Wie haben sich die globalen Lieferketten über die Jahre hinweg verändert?

Der wachsende E-Commerce hat die Spielregeln vollkommen umgeschrieben. Faszinierend finde ich dabei, dass die z.B. am grössten Onlinehandelstag der Geschichte, dem 11. November 2018, vertriebenen Artikel kaum Neues gebracht haben. Aber die grösste Veränderung lag im Aufbau und der Ausführung der Lieferkette. Der E-Commerce zeigt, dass Unternehmen, die ihre Liefermöglichkeiten am Kunden ausrichten, auf der richtigen Spur sind und sich von Konkurrenten abheben können. Der Sektor hat auch die Bedeutung der Geschwindigkeit anerkannt, die auf das Kundenverhalten einwirkt. Stellen Sie sich vor, dass er so gewachsen wäre, wenn seine Lieferkette weniger komfortabel für den Kunden wäre?

 

 

Ist Finnair Cargo auf diesem Weg?

Ich bin an Bord gestiegen, als die Fluglinie einen erfolgreichen Umgestaltungsprozess begann. Im Fokus steht das Feedback unserer Kunden, was selbst in diesen Zeiten zu Wachstum beigetragen hat. Diese schätzen ausserdem, wenn die Branche auf eine nachhaltige Entwicklung achtet. Wir sind auf dem richtigen Weg, und es führt keiner zurück.

 

 

Was bedeutet dies für Sie selbst?

Da wir bei Finnair Cargo überzeugt sind, dass die Arbeit nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, verteilen wir unsere Führungsriege auf das Netzwerk. Es ist konsequent, dies mit meiner Position zu beginnen: So arbeitet der Head of Global Sales künftig von Schanghai aus.

 

 

China und Asien stehen für 75% Ihres Geschäfts. Wie läuft es denn seit der Eröffnung des neuen Drehkreuzes?

Die beiden letzten Jahre waren die erfolgreichsten in der 95-jährigen Fracht­geschichte von Finnair. Obwohl wir mitten in der Umgestaltung standen, konnte Finnair Cargo die Einkünfte 2017 um 13,5% und 2018 um 7,6% verbessern. Letztes Jahr haben die Direktflüge nach Schanghai den 15. Geburtstag gefeiert. Die Metropole ist einer unserer Top 3-Standorte und steuert 10% unserer Einkünfte bei. Seit der Einführung unseres Flaggschiffs A350-900 auf der Strecke 2015 ist ihr Treibstoffverbrauch um 24% gesunken, während die Frachtkapazität um 20 und der Umsatz um 30% gestiegen sind.

 

 

Was macht Finnair Cargo mit ihrem Hub Helsinki besser als andere Anbieter?

Wir betreiben einen der neuesten und modernsten Terminals der Welt, der jetzt so richtig rund läuft. Von Anfang an haben wir bei der Entwicklung auf Transparenz gesetzt und investieren weiter in technologische Verbesserungen. Von unserer täglichen Konnektivität mit Asien – nach Paris-CDG hat Helsinki in Europa die meisten Verbindungen mit Japan – profitiert die wieder erstarkte norwegische Fisch­industrie. Auch auf einem anderen Gebiet der Kühlkette sind wir Vorreiter und wurden 2015 als erste Flug­linie nach Iata CEIV Pharma zertifiziert.

 

 

Welche Entwicklung sehen Sie für 2019?

Die stetige Steigerung unserer Betriebszahlen belegt das Vertrauen, das unser Service bei den Kunden geniesst. Die Reife unseres Frachtterminals wird sich weiter erhöhen, was sich in der Steigerung seiner Kapazität widerspiegeln sollte. Aber egal, ob Wachstum oder Rückgang: Das Luftfrachtgeschäft ist nie einfach. Für einen interessanten Cocktail werden allein schon die anhaltenden Handelskriege und die noch nicht abschätzbaren Brexit-Folgen sorgen. Dem wollen wir mit mehr Effizienz im Netzwerk begegnen.

 

 

Was heisst das in dem Bereich konkret?

Seit Oktober wird ein Grossraumflugzeug nach Brüssel eingesetzt, was schnellere Transfers in Helsinki ermöglicht. Im Dezember haben wir unsere zwölfte A350 eingeflottet. Bis 2022 werden wir insgesamt 27 Wide­bodys statt 19 heute haben.

 

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