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  • Branchentrends unter der Lupe. (Foto: Andreas Haug)

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 40117

Fast in alter Frische

Ein Rückblick auf die 16. Air Cargo Americas.


Vom 8. bis 10. März ging die ursprünglich für Ende Oktober letzten Jahres geplante Air Cargo Americas in Miami über die Bühne – und damit eine der ganz grossen Luftfrachtveranstaltungen, deren Austragung seit März 2020 praktisch nicht mehr möglich war. Das ITJ hat die Chance für einen Besuch genutzt und kommt mit einer Fülle von Neuigkeiten und Erkenntnissen zurück. Kurzfazit: Die Branche lebt!

Eins vorweg: Auch die Air Cargo Americas, von ihren Organisatoren, dem World Trade Center Miami und dem Flughafen Miami (MIA), vermarktet als «die grösste Luftfrachtveranstaltung der westlichen Hemisphäre», hat unter der weltweiten Pandemie gelitten. Aber vielleicht weniger als andere Branchenanlässe. Dem üblichen Austragungsdatum im Oktober/November jedes zweiten Jahres ist es zu verdanken, dass sie mit einer viereinhalbmonatigen Verschiebung auskommen konnte, während andere mindestens einmal komplett ausfallen mussten.

Dass die Air Cargo Americas dieses Jahr in Konflikt mit dem ersten (von November 2020 verschobenen) Air Cargo Forum gerät, das die Tiaca von nun an alle zwei Jahre im benachbarten Miami Beach veranstalten will, wird nicht als Problem gesehen. «Wir haben unser Stammpublikum und freuen uns über die grosse Zahl von Ausstellern und Besuchern, die wir jetzt wieder begrüssen durften», erklärte Chris Mangos dem ITJ am Schlusstag der Messe. Für den Direktor der MIA-Marketingabteilung war es noch deshalb eine besondere Veranstaltung, weil er in 14 Monaten in den Ruhestand geht. Dann wird er mehr als 35 Jahre im Dienst des US-Flughafens mit dem grössten internationalen Frachtvolumen gewesen sein, der auch landesweit führend in der Abwicklung von Blumen (91% Marktanteil), Obst und Gemüse (69%) sowie Fisch und Meeresfrüchten (60%) ist und keine Engpässe kennt.

In seiner Karriere hat Mangos schon manches erlebt, aber die letzten zwei Jahre waren auch für ihn einzigartig. Dass ausgerechnet die Covidkrise zu einer neuen Wahrnehmung der Luftfracht in der Supply Chain geführt hat, auf die sie jetzt bauen sollte, wies Jonathan Mellink von Seabury Cargo in einer Podiumsdiskussion über die Handelstrends im amerikanischen Doppelkontinent hin.

Die Trends der Branche

Auf die Hintergründe, wie es die Logistik dank der komplexen Impfstoffverteilung ins Zentrum des allgemeinen Interesses geschafft hat, ging eine weitere Diskussionsrunde am ersten Konferenzvormittag ein. Dabei betonten sowohl Vertreter von Flughäfen, wie Nathan de Valck vom Flughafen Brüssel, als auch von Fluglinien, wie Roger Samways von American Airlines Cargo, wie wichtig Kreativität und Kooperation der verschiedenen Glieder der Luftfrachtkette geworden sind. Eric J. Wilson wies darauf hin, dass er als CCO von Amerijet sogar seine persönliche Meinung über Teilzeitarbeit überdacht hat, während Nicolette Louissaint von der Healthcare Distribution Alliance, die – übrigens als einzige Diskussionsteilnehmerin am Weltfrauentag – per Videoschaltung anwesend war, zu bedenken gab, dass die globale Pandemie noch nicht vorüber ist.

Die Zeit zwischen den Pandemien

Sie und die Teilnehmer der Podiumsdiskussion über die Nachhaltigkeit der Supply Chain riefen dazu auf, die Lehren aus den vergangenen zwei Jahren zu lernen und die logistischen Abläufe besser auf Unwägbarkeiten vorzubereiten, denn: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Umso erstaunlicher erschien es dem europäischen Konferenz- und Messebesucher, wie wenig der Mund- und Nasenschutz als Kleidungsaccessoire geschätzt wurde.

Was Hardware betrifft, stellten Ed de Reyes von Sabrewing aus Kalifornien und Michael Zahra von Drone Delivery Canada ihre unbemannten Lösungen für den Lufttransport von Fracht vor. Da Luftfracht aber 85% ihrer Zeit in der Lieferkette am Boden verbringt und durch Berge von Papierdokumenten aufgehalten wird, bedarf es auch digitaler Lösungen, deren Effizienz Amar More von Kale Logistics und Olivier Houri von Smartkargo vorstellten. Angesichts der Zurückhaltung vieler Unternehmen rief Diskussionsleiter Emir Pineda vom Flughafen Miami die Branche auf, den Wandel anzunehmen.

Beim Wandeln durch die Messehalle fiel die hohe Ausstellerdichte auf, während die Gänge doch etwas leerer waren als in den letzten Ausgaben der Veranstaltung. Aber der Austausch mit kompetenten Gesprächspartnern war möglich, und die Hoffnung auf eine Verstetigung und Intensivierung der geknüpften Kontakte besteht – ganz wie früher.

 

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