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  • Operative Marge der Reedereien im Schnitt

Von: Claudia Behrend


Artikel Nummer: 34482

Nur ein kurzzeitiger Trend?

Steigende Frachtraten, wenig freie Charterkapazität und niedrige Bunkerpreise: Trotz der Pandemie ist die Entwicklung bei den grossen Containerreedereien derzeit positiv. Ob der Trend sich hält, ist aber offen. Analysen dazu lieferte kürzlich Falk von Seck, Professor für Nachhaltige Logistik und Transportmanagement an der deutschen Jade Hochschule in Elsfleth. Claudia Behrend war dabei.




An sich ist die wirtschaftliche Situation aufgrund der sich in vielen Ländern weltweit verschärfenden Pandemie derzeit alles andere als einfach: So ist der Volumenindex für Warenexporte der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (Unctad, kurz für United Nations Conference on Trade and Development) im Q2/2020 im Jahresvergleich um 16,2% zurückgegangen.


Was aber bedeutet das für die Seeschifffahrt? Das Volumen des internationalen Seehandels werde nach Angaben des von Unctad publizierten Review of Maritime Transport in diesem Jahr um 4,1% sinken. Obwohl die Prognose negativ ist, ist der Rückgang allerdings viel geringer als zunächst erwartet: Die Verfasser des Berichts prognostizieren eine Rückkehr zum Wachstum im Jahr 2021 und unterstreichen die Widerstandsfähigkeit der Branche und ihre Fähigkeit, auf Covid-19 zu reagieren.

 


Ausgefallene Abfahrten zu Beginn
Für die Verlader und Spediteure zeigten sich die Auswirkungen der Pandemie in den Kalenderwochen 24 bis 35 vor allem durch ausgefallene Abfahrten, insbesondere bei den beiden Reedereiallianzen The Alliance (Hapag-Lloyd, Ocean Network Express und Yang Ming sowie Hyundai Merchant Marine) und 2M mit den beiden weltgrössten Reedereien Maersk und MSC. Sie strichen in dieser Zeit nach Angaben des dänischen Marktforschungsunternehmens Sea-Intelligence 21% (The Alliance) beziehungsweise 20% (2M) ihrer Anläufe zwischen Asien und Nordeuropa. Die Ocean Alliance, in der sich CMA CGM, Evergreen und Cosco zusammengeschlossen haben, reduzierte in der gleichen Zeit ihre Abfahrten nur um 1%.
«Das spiegelt sich auch in den der verfügbaren Tonnage und den Charterraten wider», berichtete Falk von Seck, Professor für Nachhaltige Logistik und Transportmanagement an der Jade Hoch-schule in Elsfleth, im Rahmen eines Vortrags anlässlich des Webinars «Die Alte Logistik und die Neue» des Maritimen Clusters Norddeutschland. «Seit dem Ausbruch der Pandemie verdient ein Schiff mit 8500 TEU so viel wie zuletzt Mitte 2019», so von Seck. «Und bei den Panmax-Schiffen sind die Raten so hoch wie vor neun Jahren.»




Margen im Hoch
Ausserdem habe sich diese Entwicklung in den Frachtraten niedergeschlagen: «Zwischen Asien und Amerika haben sich die Frachtraten für einen 40-Fuss-Container von 1500 USD im Januar auf 3500 bis 3600 USD mehr als verdoppelt.» Zwischen Asien und Europa sei dieser Trend zwar nicht ganz so stark, jedoch schlägt sich dies im Ebitda nieder. «Seit 2018 sind die Margen bei Maersk um 18,9% gestiegen.»
Die weltgrösste Reederei ist hier allerdings keine Ausnahme. Auch die anderen Containerreedereien konnten ihre Margen im Q2/2020 deutlich steigern: So kam Evergreen auf 12%, gefolgt von Hapag-Lloyd um 11,7%. Wan Hai brachte es auf 10,3%, CMA CGM auf 9,3% und ZIM auf 9,1%.


Entsprechend verwundert es nicht, dass die positiven Meldungen aus der Schifffahrt derzeit nicht abreissen: Die taiwanesische Reederei Yang Ming Marine Transport hat in den ersten neun Monaten schwarze Zahlen geschrieben. Und auch aus Hamburg gibt es gute Nachrichten: Hapag-Lloyd konnte von Januar bis September ebenfalls einen Gewinnsprung vermelden. Ebenso konnte die japanische Containerreederei Ocean Network Express (One) massiv ihren Gewinn steigern. HMM gab im Q3/2020 den höchsten operativen Betriebsgewinn seit zehn Jahren bekannt. Nichts anderes gilt für die weltgrösste Containerreederei Maersk aus Dänemark: Zwar sanken sowohl die Mengen als auch der Umsatz, das Ebitda stieg jedoch in allen Segmenten und verbesserte sich um 39%.


Dass sich dieser Trend bei den Reedereien fortsetzt, ist jedoch alles andere als sicher: «Die Treibstoffpreise werden nicht so vorteilhaft niedrig bleiben», betont von Seck. «Deshalb ist es unerlässlich, die Transportkette resilienter zu gestalten, sonst wird auch die Schifffahrt nass.»




 

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