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  • Der Einsatz von SAF eröffnet neue Perspektiven.

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 34497

Flug ins Geschichtsbuch

Erstmals in der kommerziellen Luftfahrt ist am 29. November 2020 ein Frachtflug gestartet, dessen Kraftstoffbedarf komplett durch Sustainable Aviation Fuel (SAF) gedeckt wurde. Die Initiatoren hoffen, die Industrie für die Innovation begeistern zu können.




Der ICE, der Schnellzug der Deutschen Bahn, verkehrt bereits seit gut einem Jahr mit einem grünen Streifen und nennt sich «Klimaschützer», weil er seinen Antrieb zu 100% aus Ökostrom speist. Jetzt zieht DB Schenker, die Transport- und Logistiksparte der DB-Gruppe, luftseitig nach und setzt zusammen mit Lufthansa Cargo ein Ausrufezeichen. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen nämlich einen Umlauf von Frankfurt nach Schanghai und wieder zurück organisiert, bei dem die eingesetzte B777F ausschliesslich SAF verwendet hat.


Dass es sich dabei nicht einfach um einen Marketing-Gag handelt, betonte Thorsten Meincke, Vorstandsmitglied DB Schenker für Luft- und Seefracht: Das seit Jahren propagierte Kompensationsschema sei nicht genug und SAF durchaus verfügbar – raffiniert und bereitgestellt von innovativen Unternehmen aus Belgien, Norwegen und den USA. Im konkreten Fall habe man den aus gebrauchtem Speiseöl hergestellten Treibstoff – immerhin 174 t – von der finnischen Firma Neste bezogen. «Das ist zur Zeit etwa drei- bis siebenmal so teuer wie herkömmliches Kerosin aus fossilen Brennstoffen, aber langfristig eine Alternative», so Meincke gegenüber dem ITJ.

 


Verfahren mit Zukunft

Bei der Verbrennung von SAF im Triebwerk wird ausschliesslich CO2 freigesetzt, das zuvor der Atmosphäre entzogen wurde, etwa beim Wachstum der Pflanzen. Zusätzlich gleichen DB Schenker und Lufthansa Cargo mit einem Aufforstungsprojekt auch jene CO2-Emissionen und weitere Treibhausgase aus, die bei der Herstellung der Biomasse, der Verarbeitung und dem Transport des nachhaltigen Kerosins entstanden sind. So wird insgesamt eine vollständige Treibhausgasneutralität der Flüge realisiert.


In fernerer Zukunft sollen auch nicht-pflanzenbasierte regenerative Kraftstoffe verfügbar sein. Das bekannteste Herstellungsverfahren hierfür ist das so genannte Power-to-Liquid-Konzept (PtL) auf Grundlage von regenerativem Strom, Wasser und CO2.

 


Regelmässig ab Flugplanwechsel
Doch PtL ist noch Zukunftsmusik. «Mit diesem Flug setzen wir uns für die vermehrte Forschung und Nutzung von SAF ein, sodass zukünftig ausreichende Mengen davon zur Verfügung stehen», gab Peter Gerber, Vorstandsvorsitzender von Lufthansa Cargo die Marschroute vor. «Ausserdem braucht es Kunden, die bereit sind, den Weg mit uns zu gehen», ergänzte DB Schenker-Vorsitzender Jochen Thewes. In diesem Fall haben sich Siemens Healthineers und Merck bereit erklärt, kurzfristig – Flug­linie und Spediteur begannen erst wenige Wochen zuvor, sich zu Umweltthemen auszutauschen – den fälligen Preisaufschlag zu zahlen.


Ausdrücklich aufgerufen sind aber alle Verlader, weitere Logistiker und Luftfracht-Carrier sowie die Politik, Ausbau der Produktion und Infra­struktur voranzubringen. Sicher werden zumindest DB Schenker und Lufthansa Cargo ab dem Sommerflugplan CO2-neutrale Luftfracht regelmässig als Produkt für die verladende Industrie anbieten. Thewes: «Wir sind gespannt, wer mitzieht.»