Intermodale Dynamik Down Under
Im Gespräch mit Marika Calfas, CEO der NSW Ports in Australien. Seitdem James Cook 1770 erstmals in der Bucht von Botany landete, hat sich etwas in der australischen Hafenlandschaft getan. Wie der Hafen die Entwicklung von Binnenhubs und die Ausweitung des Schienennetzes im Hinterland begleitet, hat die CEO der New South Wales (NSW) Ports, Marika Calfas, Christian Doepgen in Abu Dhabi auf der letzten IAPH-Weltkonferenz in Abu Dhabi erläutert.
Auf dem Welthafentag geht es um die globale Stellung unserer Industrie. Wie sieht es Ihrer Meinung nach aus?
Unsere Industrie wird nach wie vor von Öffentlichkeit und Politik zu wenig wahrgenommen – und die Rolle der Häfen noch weniger. Immerhin brachte die Überlastung der Lieferketten in der Pandemie eine Neubewertung. Weltweit betreiben aber die meisten Staaten noch ihre ganz eigene Entwicklung der Häfen.
Wie sind in diesem Fall die NSW Ports in Australien organisiert?
Als private Gesellschaft verfügen wir über langfristige Pachtverträge für Betrieb und Unterhalt von Port Botany unweit von Sydney und Port Kembla sowie der intermodalen Hubs des Enfield Intermodal Logistics Centres und des Cooks River Intermodal Terminals.
Die Hafenbehörde von New South Wales ist dagegen eine Regierungseinheit, die für die Schifffahrt und Sicherheit auf dem Wasser zuständig ist.
Zur Einordnung: Welche Umschlagszahlen haben Ihre Häfen zuletzt geliefert?
Ganz Australien steht mit 8 Mio. TEU für 1% des weltweiten Umschlags. Port Botany, grösste Einheit von NSW Ports, schlägt ca. 2,8 Mio. TEU im Jahr um, der Universalhafen Kembla 1 Mio. Fahrzeuge sowie Schütt- und Massengut.
Wie sieht es um die NSW Ports mit den intermodalen Hinterlandverkehren aus?
Wir dürfen sagen, dass die Organisation unserer intermodalen Verkehre auch für Australien einzigartig ist. Das liegt daran, dass wir über 25 Jahre direkte Bahnverbindungen zwischen See- und Binnenterminals geschaffen haben, die ausschliesslich dem Schienengüterverkehr vorbehalten sind.
Im Hinterland hat allein der Cooks River Intermodal Terminal eine Lagerkapazität von bis zu 14 000 TEU, kann die Containerströme des per Schiene 8 km entfernten Port Botany puffern und die Strassen vom Lkw-Verkehr entlasten.
Wie sind diese Schienenverbindungen organisiert?
Die intermodalen Terminals in Sydney sind für Shuttlezüge von 600 m Länge ausgelegt und bieten direkte Verbindungen zu Port Botany. 2024 wird durch die abgeschlossene Verdoppelung der Gleisanlagen mehr Kapazität für den Güterverkehr von und zum Hafen entstehen. Auch die Kapazitäten der Binnenhubs werden ausgeweitet.
Der Intermodal Moorebank Precinct (Bezirk), ca. 32 km von Sydney entfernt, baut derzeit seine Kapazität auf 240 ha zu über 1 Mio. TEU p.a. aus.
Welches Ziel verfolgen Sie intermodal?
Das langfristige Ziel liegt bei jährlich 3 Mio. TEU im Schienentransport.
Welche Investitionen werden getätigt?
NSW Ports hat in den Terminal Enfield 250 Mio. AUD (164 Mio. EUR) und die Schiene um Port Botany 120 Mio. AUD (73 Mio. EUR) investiert, die Bundesregierung 400 Mio. AUD (242 Mio. EUR) in exklusive Güterbahnlinien.
Wie kooperieren die NSW Ports und die öffentliche Hand?
Wir arbeiten für eine angemessene Flächennutzungsplanung für unsere Häfen und Lieferketten zusammen. Mit Blick auf die Flächen gibt es Fortschritte, denn die Ausweitung von Siedlungs-zonen um Sydney geht nun nicht mehr zu Lasten unserer Industrieflächen. Es bleibt allerdings viel zu tun – und als Häfen müssen wir wachsam sein und unsere Stimme deutlicher erheben.