Überkapazität vermeiden
In Istanbul hat Simon Bennett von der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) vor einer weiteren Erosion der Margen gewarnt, wenn die Tonnage nicht stärker sinkt.
Noch ist die Gefahr für die Hochseeschifffahrt nicht gebannt, wie auf dem Global Maritime Summit 2019 zu hören war. Simon Bennett, stellvertretender Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS), sah einmal nicht die ökologischen und regulatorischen Rahmenbedingungen als die zentralen Risiken, sondern die klassischen Verwerfungen im Markt selbst.
Zahl der Neubauten sinkt – Risiken bleiben
Bennett betrachtet die grössten Probleme der Schifffahrtsbranche als hausgemacht. Er warnte in Istanbul davor, dass Überkapazitäten und unhaltbar niedrige Frachtraten zehn Jahre nach dem massiven Abschwung von 2008 immer noch die grössten Herausforderungen für die Reedereien darstellen.
Dabei sieht er einen grundsätzlich richtigen Trend im Markt: «Die Bestellung von Neubauten sank, in Tonnage gemessen, 2018 um 14%. Sie lag damit um 17% unter dem Durchschnitt seit dem Abschwung von 2008.» Nach Bennett lässt dies darauf schliessen, dass viele Reeder gegen die Versuchung von Neubestellungen gefeit sind. Immerhin hat sich zu Anfang des Jahres 2019 der weltweite Auftragsbestand bei etwa 10% der globalen Flottentonnage eingependelt. Regional gesehen kommt die Masse der Neubestellungen aus asiatischen Ländern, mit potenzieller Wirkung auf alle Märkte.
Aktuell gereichten die regulatorischen und ökologischen Auflagen, so die IMO-Konvention zum Management des Ballastwassers oder die Schwefelvorschriften im Treibstoff ab 2020, der Branche zum Vorteil, sagte Bennett: «Etliche gesetzliche Unsicherheiten sind weggefallen. Reeder wissen jetzt, wann älterer Schiffsraum entsorgt werden sollte.» Die langfristigen wirtschaftlichen Aussichten für die Hochseeschifffahrt seien angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums und den steigenden Konsumansprüchen positiv zu bewerten, lautete Bennetts optimistisches Fazit.