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  • M. Roccasecca verantwortet die Fracht auf VBS.

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 34160

«Ich bleibe positiv»

...bekräftigt Massimo Roccasecca, und meint damit nicht etwa einen Test auf Covid-19. Gegenüber dem ITJ spricht der Frachtchef des nordost­italienischen Flughafensystems der Save Group über die aktuelle Situation, insbesondere an dem auf Luftfracht spezialisierten Flughafen Brescia (VBS), dessen Umschlag letztes Jahr um 29% gewachsen ist, was die jetzige von jener im Frühjahr unterscheidet, und welche Aussichten er für die Branche hat.




Herr Roccasecca, als wir das letzte Mal «Ihren Puls fühlten» (vgl. ITJ 17-18/2020, Italien, S. 7), war Norditalien besonders von Covid-19 betroffen. Wie ist die Situation im Gesamtjahr 2020?
Die zweite Welle hat leider bereits eingesetzt und als Antwort darauf eine neue Saison möglicher Lockdowns. Deren regionale Abstufung kann vielleicht dazu beitragen, die Wirtschaft auf lokaler Ebene zu schützen. Mein persönlicher Eindruck ist aber, dass wir in Italien und Europa nach dem Ende der landesweiten Lockdowns zwischen März und Mai im Sommer über unseren Verhältnissen gelebt haben: Die Menschen wollten sich wieder frei fühlen, dabei war das Virus noch nicht besiegt. Nun stehen wir davor, einen Preis zu zahlen, der die Wirtschaft noch härter treffen wird – von den Kosten an Menschenleben einmal abgesehen. Doch ich bleibe positiv und zuversichtlich, dass wir da durchkommen.

 



Welche Unterschiede sehen Sie zwischen der Situation in Italien und dem übrigen Europa?
Eigentlich keine. Hier wie dort dürfte klar geworden sein, dass der Schlüssel zur Kontrolle der Lage in einem scharf abgegrenzten und strengen Ansatz liegt. Angesichts des Umfangs der Pandemie kann ich niemandem Fehler vorwerfen, und die im Laufe des Jahres ergriffenen Massnahmen waren bestimmt adäquat. Fest steht, dass die Forschung und Gesundheitssysteme von nun an als vital behandelt werden müssen. Und persönlich würde ich in Zeiten wie diesen empfehlen, dass Politiker und Wirtschafts­akteure weniger polemisch und dafür mehr kooperativ vorgehen.

 



Was hat sich im Vergleich zum Frühjahr für die Branche geändert?
Dass der Einsatz von Technologie immer mehr angenommen wird, ist sehr ermutigend für mich.

 



Was macht Ihnen Hoffnung?
Die Neuigkeit, dass eine Impfung bald verfügbar sein könnte, ist ein Ansporn zum Durchhalten. Aber es bedarf eines neuen «Systems», um Menschen- – und zu einem gewissen Grad auch – das Geschäftsleben zu leiten.



Hat die Branche ihre Lektion gelernt?
Ja, wenn Sie mich nach der technologischen Aufgeschlossenheit und der Wahrnehmung der Branche als Schlüsselindustrie fragen. Wahrscheinlich auch, wenn es um den strategischen Wert für die Wirtschaft allgemein geht, aber da steht die langfristige Prüfung noch aus. Falls wir aber von den kommerziellen Treibern sprechen, auf denen die Luftfracht ruht, ist die Antwort, fürchte ich, nein. Ich sagte es bereits und wiederhole mich: Preistreiberei tut der Branche keinen Dienst.

 



Wie setzt sich Brescia in Stellung?
Details darf ich erst später nennen, aber um die beeindruckende Leistung unserer Frachtkunden und -partner zu fördern – Brescia war der volumenseitig drittgrösste Flughafen des Landes in den letzten zwei bis drei Monaten und der einzige, der über das Gesamtjahr hinweg gewachsen ist – , stehen wir vor wichtigen Investitionen in die Infrastruktur. In schwierigen Zeiten wie diesen sehe ich das als grossen Erfolg an.

 

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