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  • Verlader wollen mehr grüne Logistik. (Balkendiagramm: ITJ)

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 39043

Wie grün will Logistik?

Grüne Logistik ist gewollt, aber an der Umsetzung hapert es noch.


Über die banale Frage «Wer soll das bezahlen?» hinaus konstatiert die Strategieberatung Simon-Kucher & Partner in ihrer Studie in der Diskussion um Mittel und Wege grüner Logistik eine bislang geringe Tiefe, was die Einschätzung von Möglichkeiten und Umsetzungen angeht. Der Gesetzgeber könnte zum Treiber der Entwicklung werden.

Die Aussage der Verlader rundet die Botschaft ab. Die in Bonn, Deutschland, ansässige Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partner hat im August 2021 eine B2B-Befragung von 100 Unternehmen in Europa, die Logistikdienstleister einsetzen, durchgeführt, und in ihre aktuelle Studie «Green Logistics» eingebunden. Die Resultate der Studie zeigen auf, dass mit 55% der befragten Verlader eine Mehrheit das Thema Nachhaltigkeit für sehr wichtig hält – wobei die Prioritätensetzung von Mitteleuropa (64%) über Südeuropa (55%) bis Westeuropa (44%) deutlich schwankt.

Unter den Logistikdienstleistern ist die Begeisterung deutlich geringer. Hier sehen im Schnitt nur 31% der Unternehmen (Mitteleuropa mit 34%, Südeuropa mit 36% und Westeuropa mit 25% das Thema als sehr wichtig an. Zwar geben sich viele Logistikfirmen «konkrete Emissionsziele», wie Kornelia Reifenberg, Partnerin bei Simon-Kucher für Logistik, bemerkt, und ausführt: «Wir beobachten kaum konkrete monetäre Verpflichtungen in der Branche, die mit diesen Zielsetzungen einhergehen. Wer es am Ende bezahlen soll, ist weitgehend unklar.» Geht es also an den Geldbeutel, halten sich alle Beteiligtem am Transport- und Logistikprozess vornehm zurück.

Verlader versus Logistikdienstleister

Nutzer wie Akteure der Branche stehen erst am Anfang. Für die Entwicklung eines nachhaltigen Logistikprodukts sind aber neben Emissionszielen entsprechende Instrumente, die richtige Produktauswahl, eine Kommunikations- und – last but not least – eine Preisstrategie nötig.

Die meisten Befragten setzen nach der Studie zunächst bei den eigenen direkten oder indirekten Emissionen an. Zudem sind Kompensationslösungen für Emissionen statt direkter Massnahmen bisher das Mittel der Wahl. Die Studie zeigt, dass die Befragten aber auch bei der Abwägung etwaiger Massnahmen noch keine klare Präferenz haben: 28% der Befragten bewerten die Vermeidung von Emissionen als die wichtigste Komponente, aber Kompensationsmassnahmen (20%) oder gar so genanntes «Greenwashing» durch Zertifikatehandel (20%) liegen in der Bewertung fast gleichauf.

Reifenberg zieht ein klares Fazit: «Ob der Markt reif ist für kostenintensive, aber wirklich klimaneutrale Logistik (wie z.B. den Einsatz von Sustainable Aviation Fuel in der Luftfracht), ist vor diesem Hintergrund fraglich.»

Neue Kunden braucht das Land

Den Schwarzen Peter sieht Simon-Kucher & Partner jedenfalls nicht bei den Anbietern von Logistikdienstleistern: «Die entscheidende Frage ist, ob Kunden von Logistikdienstleistungen bereit sind, in Zukunft höhere Preise für grünere Logistik zu bezahlen – ansonsten sind die Regierungen gefordert, ihre Regulierungen zu verschärfen. ‹Einpreisen› wird jedenfalls in der Logistik kaum möglich sein», führt Reifenberg aus. Der Segen könnte also von oben kommen.

 

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