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Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 42607

Dichtestress und Höhenflüge

Luftfracht-Lösungen trotzen noch nie da gewesener Krisendichte. Dass fallende Luftfracht-Raten und geopolitische Risiken trotzdem Raum für Chancen lassen, wurde auf dem von der IG Air Cargo organisierten 7. Air Cargo Day Switzerland in Zürich deutlich. Nachhaltigkeit und Digitalisierung stellten wichtige Schwerpunkte dar.


Dass Baustellen auch etwas Schönes haben, blieb nicht nur für den Moderator des 7. Air Cargo Day Switzerland, Stephan Beerli, das Leitmotiv, sondern traf auf viele der präsentierten Themen zu. Der seit November 2021 aktive Präsident der IG Air Cargo, Gerry Zurmühle, dankte den zahlreich erschienenen  Teilnehmern, dass sie trotz des  von Terminen «vollen Septembers» den Weg zu ihrer Veranstaltung am Flughafen Zürich gefunden hatten.

Mit Menschen und mit Maschinen

Matthias Hanke, als Senior Partner der Beratungsfirma Roland Berger auch für Transport und Aviation zuständig, sieht die «neue Normalität» noch in weiter Ferne. Allein die Energiekrise sei für manche Länder wie  Deutschland so dramatisch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

Dennoch wagte Hanke die Prognose, dass vorbehaltlich politischer De-Eskalation weltweit die Frachtraten in Luft und See bei jeweils 120% bzw. 140% des Niveaus von 2019 landen könnten. Zudem sollen die Volumina der Luftfracht global bis 2025 zwischen 4 bis 6% steigen.

Auch der Höhenflug des E-Commerce werde sich um ca. 9% p.a. fortsetzen, woran die Luftfracht einen Anteil von 15 bis 25% transportieren werde. Bei den Verladern erwartet Hanke, dass sich der Trend von Just-in-time-Lieferungen hin zu Lagerhaltung und Auffanglösungen sowie vom Fern- zum Near-Shoring fortsetzt.

Neben der Dekarbonisierung bildet die Digitalisierung eine der grossen Herausforderungen der Gegenwart. Tobias Riege, Geschäftsführer und Mitinhaber von Riege Software, plädierte für das Prinzip der Digilität – der Interaktion von Mensch und System. Den Kern aller Aktivitäten bilde der Datenaustausch, in dem auch der Mensch seinen Platz haben müsse. «Büro ohne Kratie» lautet die Devise des grossen Mittelständlers, der neben dem Hauptquartier in Düsseldorf fünf internationale Standorte unterhält.

Einen Blick in die Zukunft ermöglichte Philipp Good von Synhelion, das aus Sonnenlicht Kerosin gewinnt. Wie sich die Energie-Lage am Flughafen Zürich entwickeln kann, erläuterte Lydia Naef als Verantwortliche für Immobilien. Eine – kritische – Bestandsaufnahme des Brexit wiederum nahm die frühere SRF-Korrespondentin Henriette Engbersen vor.

Den Ausblick auf die auch grüne Zukunft der Swiss legte CEO Dieter Vranckx im Gespräch mit Beerli dar. Nach dem «Jahr des Überlebens 2020» stellt sich die Swiss mit einer Triple-Strategie auf. Neben der Erneuerung der Flotte durch schadstoffärmere Einheiten werden vermehrt Sustainable Aviation Fuel (SAF) eingesetzt sowie laufend – u.a. mit Google-Tools – operationelle Prozesse optimiert. Die Airline hat, so Vranckx, nach der Restukturierung die richtige «Kerngrösse», wie der Gewinn im H1/2022 belegt.

So bleibt der Verkehrsträger Luftfracht ideenreich, wie auch diese Veranstaltung erneut bewies.

 

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