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  • Das Wachstum der Logistik-Konzerne durch Zukäufe trifft auf veränderte Kartellbehörden.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 41815

Markthüter gefordert

Die Zurückhaltung der Kartellbehörden könnte bald ein Ende finden   Der Kreislauf der Fusionen und Übernahmen reisst in der Logistikbranche nicht ab. GXO will bis Jahresende den Kauf von Clipper Logistics in Grossbritannien finalisieren. Das grüne Licht der Kartellbehörden könnte künftig allerdings seltener leuchten als bisher.


Die Konsolidierung der Logistikbranche ist in aller Munde. Die Tage aber, in denen wie z.B. in 2013 die EU-Wettbewerbskommission die Fusion von UPS und TNT stoppten, scheinen weit zurück zu liegen und die behördliche Genehmigung für Übernahmen nur eine Formsache. Zukünftig könnten die Kartellbehörden aber wieder vermehrt eingreifen.

Ein aktueller Fall der Branche, der der Wettbewerbs- und Markt-behörde Grossbritanniens (CMA) vorliegt, betrifft die Übernahme von Clipper Logistics durch GXO Logistics (s. ITJ Daily vom 1.3. 2022). GXO, Ausgründung von XPO, veranschlagt für den Übernahmekandidaten 943 Mio. GBP (1,11 Mrd. EUR).

Clipper Logistics hatte zuletzt in Kontinentaleuropa zugekauft, so dass der Schritt nicht nur das Netzwerk von GXO in Deutschland und Polen, sondern auch dessen Position in der britischen Logistik deutlich verbessern würde – nachdem GXO 2020 einen Grossteil von Kühne+Nagels Kontraktlogistikgeschäft in Grossbritannien übernommen hatte.(s. ITJ Daily vom 10.3.2020).

Die erste Phase ihrer Untersuchung hat die CMA am 12. August begonnen. Sie wird bis zum 10. Oktober 2022 dauern. Die polnischen Kartellbehörden hatten bereits im Mai 2022 zugestimmt.

Trendwende in Sicht?

Ob es ein Durchmarsch des Verfahrens wird, ist noch offen. Fest steht, dass aber in der angelsächsischen Welt ein Umbruch stattfindet. In den Vereinigten Staaten neigt sich die Phase der Liberalität, die die Nichtanwendung des Kartellrechts  propagierte, dem Ende zu. Unter Berufung auf den früheren Supreme-Court-Richter Louis Brandeis soll z.B. die neue Chefin der Federal Trade Commission (FTC), die gebürtige Britin Lina Khan, grossen Konzernen kritischer gegenüberstehen. Neben wirtschaftlichen kommen neu auch gesellschaftliche Argumente ins Spiel, wenn es um Machtkonzentration geht. Die Biden-Administration will die Fusionskontrolle verschärfen.

Ob die britische CMA sich bei der Entscheidung zu GXO und Clipper von diesem Trend anstecken lässt, ist nicht klar. Angesichts des überhitzten Logistik-marktes auf der Insel (1,18% Lager-Leerstände in H1/2022) sind aber Zweifel angebracht.

 

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