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  • Foto: Budapest airport; IkonStudio / GettyImages

Von: Josef Müller


Artikel Nummer: 45163

Grössere Ambitionen

Luftfrachtentwicklung in Österreich, München, Budapest und Zürich. Egal, ob auf kleineren Flughäfen in Österreich, Wien oder den mit VIE grössenmässig vergleichbaren Nachbarn: Die letzten Jahre haben den Ehrgeiz geweckt, tiefere Spuren im Luftfrachtbereich zu hinterlassen. ITJ-Korrespondent Josef Müller begab sich auf die Suche.


Der Wettbewerb wird härter. Das spüren auch die österreichischen Flughäfen. In Wien (VIE), Linz (LNZ), Salzburg (SZG) und Graz (GRZ) wird Luftfracht umgeschlagen, und alle diese Standorte verzeichneten letztes Jahr sinkende Volumina. Im Vergleich dazu hob Fracht auf den konkurrierenden Airports in Zürich, München und Budapest förmlich ab.

Auf Österreichs grösstem Flughafen Wien-Schwechat wurden im Vorjahr knapp über 251 000 t Fracht umgeschlagen, 4% weniger als 2021. Auch auf dem Linzer Flughafen in Hörsching befand sich die Luftfracht im Vergleich zum Vorjahr auf dem Sinkflug. Mit leicht über 55 000 t Fracht fiel das Minus um fast 11% recht kräftig aus.

LNZ hat sich in den vergangenen Jahren eine starke Marktposition erarbeitet und bleibt der führende Bundesländer-Flughafen in Österreich. Er ist auch der einzige Flughafen des Landes, auf dem Tiere als Fracht abgefertigt werden können. Ansonsten profitiert er sehr von Maindeck-Kapazität von DHL Express und Turkish Cargo, aber auch vom starken wirtschaftlichen Umfeld von Oberösterreich.

Zweite Geige in Graz und Salzburg

Auf dem Flughafen in Graz-Thalerhof war Luftfracht im Vorjahr mit knapp mehr als 17 000 t um 14% rückläufig und ernüchternd – zumal 2021 noch ein richtiges Boomjahr war, wie Flughafensprecherin Doris Poelt betont. Damals landeten nicht weniger als 30 reine Frachtflieger auf GRZ und brachten infolge der Corona-Pandemie viel medizinische Fracht in das Bundesland Steiermark.

Der Standort wird derzeit fünf Mal wöchentlich auf der RFS-Route Wien–Graz–Ljubljana–Graz–Wien angesteuert. Diese wurde Anfang März gestartet und soll künftig auch Zagreb (Kroatien) erfassen. Zu Beginn dieses Jahres wurde zudem eine Stabsstelle «Business Development Cargo» geschaffen, die das Frachtgeschäft unter Einbezug des Handling-Akteurs Swissport Cargo Services, der Flughafen-Betriebsgesellschaft und der verladenden Wirtschaft voranbringen soll.

Der punkto Luftfracht kleinste Flughafen Österreichs ist SZG, wo im Vorjahr 9900 t Fracht umgeschlagen wurden. Das waren nur 2% weniger als 2021 und betrübt Flughafensprecher Alexander Klaus nicht wirklich: «Unser Hauptfokus liegt nicht auf Fracht, und daher sind wir mit der jetzigen Entwicklung zufrieden.»

Konkurrenten vor der Haustür

Österreichs Flughäfen stehen im Frachtbereich stark im Wettbewerb mit München (MUC), Budapest (BUD) und Zürich (ZRH). BUD zeigt mächtig Profil bei der Entwicklung zu einer Luftfracht-Drehscheibe für Osteuropa. 194 000 t Fracht wurden dort 2022 umgeschlagen, fast 6% mehr als 2021 und 42% mehr als im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

«Mit diesem Ergebnis haben wir alle bisherigen Rekorde gebrochen», erklärt Flughafensprecher József Kossuth gegenüber dem ITJ. Dabei profitiert BUD vom chinesischen Internetriesen Alibaba, der die ungarische Hauptstadt nach dem belgischen Lüttich als zweiten Europa-Hub nutzt und monatlich viele Tausend Pakete einfliegt.

Hinzu kommt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Land mit einer starken Fahrzeugindustrie. Für den weiteren Ausbau der Position mit dem Kapazitätsziel von 300 000 t Umschlag pro Jahr wird die noch neue Cargo City (vgl. ITJ 49-52/2019, S. 15) weiter ausgebaut, kommen 6500 m2 weitere Hallen, 1500 m2 zusätzliche Bürofazilitäten sowie ein Zentrum für Tier-Abfertigung dazu.

Im Vorjahr abgehoben hat Luftfracht auch auf MUC mit 259 000 t (+55%). Mehr Volumen kam mit neuen Airlines, wie beispielsweise unterflurig mit Eva Air aus Taiwan. Derzeit expandiert lokal DHL Express, das hier 100 Mio. EUR in ein neues Cargo-Projekt investiert. «Dieses Jahr wird ein Animal Reception Center eröffnet und werden weitere Flächen für das Cargo-Handling erschlossen», betont Flughafensprecher Florian Steuer.

Im Aufwind war auch ZRH, wo 422 000 t Fracht umschlagen wurden, 7% mehr als im Jahr zuvor. «ZRH ist kein typischer Frachtflughafen, weil wir gegenüber vergleichbaren Flughäfen in Europa eines der striktesten Nachtflugverbotsregimes haben», stellt Bettina Kunz, Sprecherin der Flughafen Zürich AG, klar.

 

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