News

01.04.2019 Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 27118

Kapazität für die Fracht

Noch ist Rail Baltica weit von der Fertigstellung entfernt. Trotzdem liegt bereits ein ausführlicher Betriebsplan vor. Güterzüge können auf dem Streckennetz zwischen Warschau und Tallin bis zu dreimal in der Stunde verkehren.


 

 

Das Projekt «Rail Baltica» ist in den letzten Monaten etwas ins Stocken geraten. Letzten Herbst räumte CEO Baiba Rubesa ihren Posten und warf den Verantwortlichen vor, Eigeninteressen höher zu gewichten als das Gesamtprojekt. Zudem wurde bekannt, dass das Bahnprojekt, das die baltischen Staaten mit Westeuropa verbinden soll, nicht wie geplant bis 2026 fertiggestellt wird. Die Verzögerung beträgt, Stand jetzt, mindestens zweieinhalb Jahre. Als Nachfolger der lettisch-kanadischen Doppelbürgerin Rubesa folgte im Februar der Finne Timo Riihimäki. Er soll Rail Baltica nun vorantreiben, ungeachtet innerbaltischen Rivalitäten.

 

 

Drei Intermodal-Terminals

Zumindest auf dem Papier geht es mit Rail Baltica voran. Im März präsentierte die Gesellschaft den Betriebsplan für den Zeitraum 2026-2056. Darin wird aufgezeigt, in welchem Takt Personen- und Güterzüge zwischen den Endpunkten Tallin und Warschau verkehren. «Mit dem Betriebsplan können wir sicherstellen, dass die Infrastruktur von Rail Baltica vom ersten Tag an effizient genutzt wird und die Güter- und Passagierverbindungen laufend ausgebaut werden können», sagt Jean-Marc Bedmar, Leiter Systeme und Betrieb. Für den Frachttransport durch die Estland, Lettland und Litauen rechnen die Planer mit zwei bis drei Güterzügen pro Stunde. Diese sind 1050 m lang, verfügen über eine Achslast von 25 t und verkehren mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Rail Baltica rechnet damit, dass 80% der Güterzüge im Intermodal-Verkehr unterwegs sein werden. Deshalb gehören auch drei Intermodal-Terminals in Muuga (Estland), Salaspils (Lettland) und Palemonas (Litauen) zum Projekt. Jener in Muuga an der Ostsee verfügt auch über einen Hafen, um Güter Richtung Helsinki zu verschiffen.

 

 

Litauen will mehr Geld von der EU

Bisher wurde mit Gesamtkosten von knapp 6 Mrd. EUR für Rail Baltica gerechnet, wovon die EU 85% bezahlt. In den nächsten Jahren dürften die Kosten aber noch steigen, auch weil nicht alle Zugangsstrecken im Projekt enthalten sind. Der litauische Verkehrsminister Rokas Masiulis schrieb kürzlich einen Brief an die EU, in dem er um finanzielle Unterstützung für den Streckenabschnitt Kaunas-Vilnius bat. Dabei führte er aber auch auf, welche Teile von Rail Baltica in Litauen auf Kurs sind. So hätten die Bauarbeiten zwischen dem Terminal Palemonas und Kaunas bereits begonnen. Wahrscheinlich erfolgt die Vollendung von Rail Baltica erst Ende des nächsten Jahrzehnts. Allerdings ist das Projekt mittlerweile so gut aufgegleist, dass es auch kleinere Rückschläge verkraften kann.

 

 

Mehr zum Thema