News

  • Foto: Air Cargo India

Von: Michael Mackey


Artikel Nummer: 48710

In Bewegung

Bericht von der Air Cargo India Mitte Februar. Sogar übertreffen könnte Indien das von der Regierung gesetzte Jahresziel von 10 Mio. t Luftfracht bis 2030. ITJ-Korrespondent Michael Mackey berichtet aus Mumbai.


Fünf Gründe sieht Ramesh Mamidala, Frachtchef des National Carriers Air India, warum Indien innerhalb von sechs Jahren das aktuelle Luftfrachtvolumen von 3,5 Mio. t verdreifachen kann: ein starkes Inlandaufkommen, der E-Commerce, der Aufstieg Indiens zur Produktionsmacht, neue Kapazitäten und Transhipment.

Er hätte noch einen sechsten Punkt hinzufügen können: staatliche Unterstützung. Derart gespickt war die Konferenz mit Hinweisen darauf, wie die radikal reformistische Modi-Regierung jahrzehntelangen Stillstand aufhebt, um der Wirtschaft freien Lauf zu lassen.

Ein eindrucksvolles Beispiel für diese veränderte Denkweise ist auch der neue Blick auf etablierte Konkurrenten. So geht Mamidala davon aus, dass die Reformen insbesondere die Transhipmentabläufe vereinfachten und Indien so wettbewerbsfähig machten, «dass wir mit Dubai, Singapur, Hongkong und Doha konkurrieren können».

Drehkreuze für wachsende Flotten

Zu den Orten, die laut Mamidala für eine Rolle als Hub in Betracht gezogen werden, gehören Indiens Geschäftszentrum Mumbai und Hochtechnologie- und Pharmabasis Bangalore, wobei Delhi als «Mutterdrehkreuz» gilt.

Die andere grosse Veränderung bei Air India ist die neue Flotte. Letztes Jahr hat das Unternehmen 270 Airbus- und 220 Boeing-Flugzeuge bestellt, darunter 80 Widebodys (vgl. ITJ 11-12/2023, S. 12). Kurz danach tätigte der Konkurrent Indigo mit rund 500 Flugzeugen der A320-Familie die jemals grösste Bestellung bei Airbus.

Da kommt viel Frachtkapazität rein – denn auch die Schmalrumpfflugzeuge werden nicht leer fliegen. Sie spielen eine Rolle bei Flügen nach Südostasien, betonte Nipun Anand, Gründer und CEO von Pradhaan Air Express, dessen Grundmodell darin besteht, Produkte von Samsung zwischen beiden Regionen zu transportieren. Voraussetzung sei jedoch, so Anand, dass die Vorschriften bezüglich Altersgrenze, Steuern und Abgaben für geleaste Flugzeuge vereinfacht würden. Derzeit sei es nämlich eine Herausforderung, solche Frachter nach Indien zu bringen.

Grenzüberschreitend und inländisch

Die andere Schlüsselaufgabe besteht im inländischen Transport. «Insbesondere im Zeitalter des E-Commerce wird erwartet, dass dieses bereits jetzt bedeutende Segment 30% des 10-Mio.-t-Ziels generieren wird», meinte Mamidala. Sein Treiber wird das deutliche Wachstum des E-Commerce im ganzen Land sein. Langfristig könnte sein Wachstum den des grenzüberschreitenden überflügeln, seinen Wert von heute 450 Mio. USD bis 2030 verfünf- oder versechsfachen und auf 0,5 Mio. t Fracht kommen.

Dahinter steckt der Aufstieg Indiens zu einer Produktionsmacht für High-Tech-Artikel, die per Definition auf Luftfracht angewiesen sind. Manoj Singh, CCO von Adani Airports, vermutet, dass der Wert der Ausfuhren der verarbeitenden Industrie bis 2030 12,1 Mrd. USD beträgt. Angesichts des Gütermixes kann Luftfracht davon nur profitieren.

Hartnäckig hält sich jedoch die Sorge über die wie überall langsame Digitalisierung der Branche. Während manche Nischen teilweise «wunderbar» vorangingen, so Amar More, Mitgründer und CEO von Kale Logistics Solutions, würden sich diese weniger gut vernetzen als sie sollten. Es hapert bei Effizienz, Sichtbarkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit.


 

Mehr zum Thema