Auf der Suche nach Alternativen
Gesetzliche Auflagen zwingen das Transport- und Logistikgewerbe zur Suche nach neuen Kraftstoffen, insbesondere in der Hochsee-Schifffahrt und im Starssengütertransport. Im Rahmen einer Pressereise stellte der grösste Hafen Europas seine LNG-Infrastruktur vor, die für Transporteure und Logistiker ebenso wie Energieunternehmen und Tankstellenbetreiber neue Möglichkeiten schafft.
Die Obergrenze von 0,5% Schwefelanteil in Krafstoffen für IMO 2020 wird ab dem 1. Januar 2020 weltweit bindend sein. Um so intensiver wird die Suche nach den geeigneten alternativen Kraftstoffen.
Während z.B. der Carrier MSC auf Scrubber-Technologie setzt, haben kürzlich Maersk Oil Trading und Koole Terminals die Produktion von Kraftstoff mit 0,1% Schwefelanteil vereinbart. Die Produktion, die am Koole-Standort Botlek in Rotterdam stattfindet, wird voraussichtlich 5 bis 10% des jährlichen Kraftstoffbedarfs von Maersk decken. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs alternativer Energieformen. Seine LNG-Infrastruktur stellte Rotterdam kürzlich vor Ort vor.
Früh eingestiegen
Flüssiges Erdgas, LNG, stellt für viele Player eine reelle Chance dar. «Bei LNG fallen 95% der Emissionen von Feinpartikeln und Schwefeloxiden und 90% der Stickoxide weg. CO2 verringert sich um 20%» führt Maud Eijgendaal vom Hafen Rotterdam aus. «Auch deswegen erreichen wir in Rotterdam im Jahr 2019 mit sieben unterschiedlichen LNG-Transportschiffe im Einsatz einen bisherigen Höchstwert.»
Die Logistik zum Umschlag des LNG in Rotterdam stellt der Gate Terminal zur Verfügung – und zwar multimodal für Schiffe und für Lkw. Ein bisschen war man seiner Zeit mit der Gründung des Gate Terminal 2011 voraus, denn die Auslastung blieb bis 2017 hinter den Erwartungen zurück, wie Geschäftsführer Wim Groenendijk einräumt. Im letzten Jahr haben allerdings bereits 104 Schiffe und 2808 Lkw den Terminal genutzt.
«Und in 2019 sind hier bereits 5 Mrd. m³ LNG umgeschlagen worden», betont er. «Es wird nicht mehr lange dauern, bis unsere Jahreskapazität von 12 Mrd. m³ ausgelastet ist.» Auf Marktveränderungen durch die Kunden stellt man sich ein. So ist neben zwei grossen inzwischen eine kleinere Anlegestelle in Gebrauch, um LNG-Schiffe mit mittlerer und kleinerer Kapazität, bis zu 20 000 m³, effizient abwickeln zu können.
Das Geschäft bleibt aber auch externen Faktoren unterworfen, was Groenendijk nicht verschweigt. Während 2017 der Markt für Transhipments durch das unterschiedliche Preisniveau in Asien und Europa befeuert wurde, hat sich das Verhältnis 2018 ausgeglichen.
Das Netzwerk wird international
Auch LNG-betriebene Lkw steigen im Kurs. So schildert Jolo van der Schuit, CEO von Rolande, das LNG und LBG (flüssiges Biogas) für Fuhrunternehmen zur Verfügung stellt, den LNG-Terminal in Rotterdam als für das eigene Geschäft unabdingbar: «Wir nutzen den Terminal täglich.» Er bildet einen wichtigen Knotenpunkt in dem Netzwerk Rolandes, das aus bislang 13 LNG-Stationen in den Niederlanden besteht. Es gibt für van der Schuit zudem gute Gründe für die internationale Expansion der LNG-Aktivitäten, so staatliche Anreize wie die Befreiung von der Maut auf deutschen Strassen: «Zu unseren bislang drei ausländischen Standorten in Belgien und Deutschland werden sechs bis sieben weitere im Jahr 2020 hinzukommen.»
Den Stoff für Netzwerke wie das von Rolande liefern traditionelle Energieversorger wie Shell – die im maritimen Sektor grosse Wachstumschancen sehen. Arjan Stavast, internationale Geschäftsentwicklung bei Shell, erwartet, dass die globale Flotte von LNG-betriebenen Schiffen, die Ende 2018 bei ca. 525 Einheiten lag, bereits in Kürze erheblich anwachsen wird.