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  • Andres Bianchi (r.) und Andreas Haug an der Air Cargo Europe.

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 28875

Von Südamerika in die Welt

Mit ihrem chilenischen Gründungsteil LAN reicht die Latam-Gruppe bis 1929 zurück. In den 1990er-Jahren erfolgte die Privatisierung, 2012 die Fusion mit der brasilianischen TAM. Heute ist sie der grösste Frachtcarrier Lateinamerikas. Doch wie sind dessen Aussichten? Darüber informierte CEO Andres Bianchi, der selbst schon 15 Jahre bei der Fluglinie verbracht hat, kürzlich ITJ-Redaktor Andreas Haug.


 

 

Herr Bianchi, als Halb-Chilene und -Kolumbianer sind Sie seit April 2017 CEO von Latam Cargo – wie überschreitet Latam Cargo gezogene Grenzen?

Der rechtliche Sitz der Latam Group ist in Santiago de Chile, aber Latam Cargo ist in Miami beheimatet, wo auch der grösste Teil unseres Betriebs abläuft. Etwa 90% unseres US-Verkehrs wird hier gebündelt, und alle Vollfrachter, die wir nach Europa schicken, fliegen über MIA.

 

 

Seit Februar verbindet Latam Cargo Chicago direkt mit Südamerika (vgl. ITJ 05-06/2019, S. 14) – wie unantastbar ist der Flughafen in Florida für Ihre Firma?

Die Verbindung von Santiago nach Chicago umgeht tatsächlich erstmals das Drehkreuz Miami. Mit dieser Entscheidung sprechen wir besonders die chilenischen Exporteure an, die schneller grosse Absatzmärkte im Mittleren Westen der USA erreichen. Darüber ist Chicago besser an asiatische Märkte angeschlossen. Dieser Service hat sich als sehr erfolgreich erwiesen und könnte weiteren Verbindungen, z.B. an die US-Westküste, als Vorbild dienen – zumal wir mit neuem Fluggerät in der zweiten Jahreshälfte über zusätzliche Kapazitäten verfügen werden.

 

 

Welche Art von Frachtern wird das sein?

Ein zweiter B767-Konversionsfrachter im Juli und ein dritter und vorerst letzter im Dezember. Dann wird unsere Flotte aus elf Vollfrachtern bestehen.

 

 

Welche neuen Ziele haben diese?

Mitte Juni haben wir mit Kopenhagen eine erste Verbindung zwischen Skandinavien und Südamerika geschaffen. Von der dänischen Hauptstadt, einer Drehscheibe für die Pharma-Branche, Pkw-Zulieferer sowie die Öl- und Papierindustrie, geht es direkt nach São Paulo-VCP, Montevideo, Santiago und Quito. Auf dem Rückweg halten die Frachter in Miami und Brüssel.

 

Ausserdem haben wir kürzlich von den chilenischen Behörden die Zustimmung zu unserem geplanten Gemeinschaftsunternehmen mit IAG erhalten. Auf diese transatlantische Partnerschaft möchten wir 2020 eine inneramerikanische zusammen mit American Airlines folgen lassen.

 

 

Wie schätzen Sie die Geschäftsbedingungen insgesamt und für Latam ein?

Nach einem hervorragenden Jahr hat die Nachfrage – teilweise stärker als erwartet – nachgelassen. Manche unserer südamerikanischen Destinationen standen nicht nur unter dem Druck der weltweiten Konjunkturabschwächung, sondern litten auch unter hausgemachten Krisen, wie z.B. Argentinien. Aber der nordwärts gerichtete Verkehr ist stark wie eh und je.

 

2019 hat schwieriger angefangen als gedacht, aber für den Rest des Jahres bleibe ich vorsichtig optimistisch. Wir müssen dabei die Entwicklung auf Länderebene beobachten. Man muss z.B. besonders abwarten, ob sich die Stimmung der Konsumenten in Brasilien aufhellt oder nicht.

 

 

Welches Gewicht haben denn die einzelnen Märkte für Latam Cargo?

Im Import zieht Brasilien 60% des von uns transportierten Volumens an sich. Chile hat Argentinien überholt, danach kommt Kolumbien. In der Gegen­richtung sind Kolumbien und Ecuador wegen Schnittblumen sowie Chile und Peru sehr bedeutend.

 

 

Wo liegen die besonderen Stärken von Latam Cargo?

Wir sehen uns nicht als die grossen Player, die ihren Heimatkontinent mit anderen verbinden, sondern wir sind der Spezialanbieter mit einem sehr robusten Produktportfolio in Südamerika. Da verderbliche Güter von dort weltweit sehr gefragt sind, haben wir uns natürlich auch auf deren Umgang spezialisiert.

 

 

Und im Import?

Hochwertige Artikel und – anerkannterweise – zuletzt immer mehr pharmazeutische Produkte. Wir waren die erste Fluglinie ganz Amerikas, die nach Iata CEIV Pharma zertifiziert wurde.