Freihäfen ahoi!
Der Plan der britischen Regierung, mit «Freihäfen» den Handel nach dem Brexit anzukurbeln, tritt nun mit dem Start der ersten beiden Häfen in die konkrete Umsetzung.
Die ersten beiden «Freeports» haben in Grossbritannien den Betrieb aufgenommen haben. Die ursprünglich ausgewählten acht Standorte wollen sich alle auf Branchen konzentrieren, die mit der Erzeugung grüner Energie verbunden sind, und so die Dekarbonisierungsambitionen des Landes vorantreiben. Die Regierung hat ein Budget von 200 Mio. GBP an Finanzmitteln und Steuer-anreizen für das Programm bereitgestellt.
Freihäfen bieten Hafenbetreibern und andere Unternehmen innerhalb der Zollfreizone Steuer- und Abgabenvorteile. So können. Hersteller mit Sitz in einem Freihafen steuerbefreit Güter importieren und zu Produkten verarbeiten, wenn die fertigen Artikel in einen internationalen Markt exportiert werden. Die EU missbilligt solche Regelungen jedoch mit der Begründung, dass sie Steuervermeidung fördern und mangelnde Regulierung zur Produktion gefälschter Waren führen könnte – weshalb das britische System an politischer Dynamik seit dem Brexit gewonnen hat.
Von englischen – und schottischen – Häfen
Als Vorläufer wurde Teesside Freeport im Nordosten Englands im November 2021 eröffnet und wird Schätzungen zufolge innerhalb von fünf Jahren mehr als 18’000 Arbeitsplätze schaffen und 3,2 Mrd. GBP für die regionale Wirtschaft generieren.
Dazu liegt der Hafen unweit der Nordsee günstig für den Offshore-Windsektor. Teesside Freeport kann bereits Investitionen in Höhe von mehreren Mio. GBP von GE Renewables für den Bau einer neuen Anlage zur Herstellung von Offshore-Windflügeln verbuchen, die u.a. 1500 Arbeitsplätze in der Lieferkette schaffen werden und für den derzeit im Bau befindliche weltgrössten Offshore-Windpark Dogger Bank bestimmt sind. Die Regierung hat weitere 20 Mio. GBP für die Schaffung eines neuen Tiefwasserkais zur Versorgung der Offshore-Windindustrie zugesagt.
Der Thames Freeport, im Dezember 2021 eröffnet, umfasst einen 34 km breiten Wirtschaftskorridor, der sich um den Terminal London Gateway von DP World, den angrenzenden Logistikpark und den nahe gelegenen Hafen von Tilbury ausbreitet. Hier sind erheblichen Investitionen in Wasserstofftechnologie, Batteriespeicher und Elektrofahrzeuge und ein grosses Ausbildungszentrum geplant. Das Projekt wurde zuletzt kontrovers wegen der Entlassung von fast 800 britischen Mitarbeitern der DP World-Tochter P&O Ferries diskutiert.
Die nächste geplante Eröffnung ist Humber Freeport, der die vier grossen Häfen Hull, Goole, Immingham und Grimsby mit etwa 17% des britischen Handels umfasst.
Vor Ende des Jahres sollen fünf weitere Freihäfen in England starten: East Midlands Airport, Felixstowe & Harwich (bekannt als Freeport East), Liverpool City Region, Plymouth & South Devon und Solent.
In der Zwischenzeit plant die schottische Regierung separat die Schaffung von zwei neuen explizit «grünen Freihäfen», die auf emissionsarmen Industrien basieren und sowohl Luft- oder Eisenbahnhubs als auch Seehäfen sein können. Nach dem Bieterverfahren, an dem sich u.a. Cluster um Dundee, den Firth of Forth, Glasgow, Aberdeen & Peterhead, Montrose, Cairnryan sowie den Shetland- und Orkneyinseln beteiligen, sollen die ausgewählten Standorte bis zum Frühjahr 2023 operativ werden.