«Eine exzellente Neuigkeit»
Besonders die Möglichkeit des physischen Kontakts mit den eigenen Teams und den Kunden fehlt Adrien Thominet seit Beginn der Pandemie. Denn für die Perspektive eines nachhaltigen Aufschwungs nach der Krise brauche es die Menschen, die die Maschinen und die Industrie insgesamt bewegten. Auf die derzeitigen Umwälzungen geht der CEO des globalen GSA gegenüber ITJ-Redaktor Andreas Haug ein.
Herr Thominet, wie ist die ECS Group durch das Jahr 2020 gekommen?
Für uns alle war das letzte Jahr ein ganz spezielles, das viele Veränderungen in den täglichen Abläufen mit sich gebracht hat. Intern konnten wir schnell auf die neuen Gegebenheiten reagieren, da sämtliche Werkzeuge – Material, Systeme, Sicherheit – bereits im Einsatz waren und weil wir die Fähigkeit haben, uns an jede Situation anzupassen. Auch unseren Kunden gegenüber konnten wir das Angebot anpassen und in Rekordzeiten massgeschneiderte Projekte wie Charter oder Passagier-/Frachter-Konversionen (P2F) durchführen, manchmal von A bis Z.
Eine Frage an den Chef eines global tätigen Unternehmens: Wo hat das Geschäft mehr Widerstandskraft gezeigt?
Die Situationen sind von Land zu Land unterschiedlich, und schon vor der Pandemie haben wir jeden Fall für sich behandelt, aber Covid-19 hat dieses Phänomen noch verstärkt. Hinzu kommt, dass der Markt besonders volatil ist, man muss also noch mehr Reaktivität beweisen, will man die Yields maximieren. Betrachtet man die Zahlen, so haben Europa, Nordamerika, China, Indien und Südasien insgesamt besser abgeschnitten.
Was unterscheidet die ECS Group von ihren Mitbewerbern?
Unser Leistungsportfolio ist sehr vielseitig und modulierbar, was den Fluglinien erlaubt, uns je nach ihren Bedürfnissen das gesamte oder Teile des Frachtgeschäfts anzuvertrauen. Ausserdem gehen wir über die traditionellen Lösungen eines GSSA hinaus und bieten ihnen z.B. die Möglichkeit, Datenerfassungs-, E-Mail- und E-Commerce-Aktivitäten an uns auszulagern. Hinzu kommt unser dynamisches Netz. Alles in allem ermöglichen wir unseren Kunden, ihre Kosten zu optimieren, ihre Einkünfte zu maximieren und vielleicht sogar neue Aktivitäten zu entwickeln, z.B. P2F oder Charter.
Einer der neuesten Verträge bindet die ECS Group mit Qatar Airways Cargo.
Für Qatar Airways Cargo, die wir in den VAE vertreten, handelt es sich um eine Rückkehr auf diesen Markt. Seit unserer Ernennung im Februar beobachten wir die Möglichkeiten dieses Marktes.
Für Aufsehen sorgt in der Logistikwelt der Auftritt von CMA CGM als Frachtfluglinie. Warum wurde auch hier, Ihrer Meinung nach, die ECS Group gewählt?
Wir sind in der Tat der exklusive GSA der Abteilung CGM CMA Air Cargo, die dieses in Seefracht und Logistik führende Unternehmen gegründet hat. Das erfüllt uns mit Stolz, sehen wir diese Ernennung doch als eine echte Anerkennung unserer Expertise. Was den Ausschlag gegeben hat, sind unsere genaue Marktkenntnis, unser Know-how in der Luftfracht, unser globales Netz und die Fähigkeit, präzise Lösungen anzubieten, insbesondere dank unserer BI-Tools. CMA CGM hat 750 Niederlassungen in 160 Ländern, unser Netz besteht aus 160 Büros weltweit – kombiniert und komplementär stehen uns viele Möglichkeiten offen. Unser erster Schritt war die Bildung eigener Teams in Europa und den USA – die ersten Flüge verbinden ja Lüttich sechsmal wöchentlich mit Chicago. Diese vermarkten die 60 t Kapazität die pro A330-200F zur Verfügung stehen.
Wie beurteilen Sie den Einstieg der CMA CGM Group in die Reihen der Fluglinien?
Die Gruppe entwickelt sich weiter stark, indem sie eine Strategie der vertikalen Integration der Logistik verfolgt. Für die Spediteure bedeutet dies mehr Kapazität in einem sehr dynamischen Segment – und das ist eine hervorragende Nachricht für die Industrie.
Werden wir noch weitere erfahren?
Gut möglich, denn die Luftfracht ist attraktiv und zuletzt in den Fokus gerückt.
Was erwarten Sie sonst noch für 2021?
Tendenziell wird die unsichere Entwicklung der (Passagier-) Luftfahrt für eine nach wie vor starke Volatilität sorgen. Anpassungsfähigkeit bleibt ein wesentliches Element, um zu bestehen und nach der Krise durchzustarten. Hier bringen wir unser Outsourcing und das Know-how für bestimmte Güter ein, z.B. Pharma. Wir bleiben nah am Kunden.
