Europa kumuliert sich in Verona
Neue Geleise, mehr Züge und eine Position als einer der führenden Terminals des Kontinents. Der Interporto Quadrante Europa hat grosse Pläne und will 59 Mio. EUR in die Infrastruktur Schienengüterverkehrs investieren. Die bereits heute gut ausgebauten Anlagen nutzt unter anderem Freja seit Oktober mit einem neuen Service zwischen Kiel und Verona.
Interporto Quadrante Europa ist der klingende Name eines der grössten Güterverkehrszenten Italiens. Südwestlich von Verona kreuzen sich sowohl die Autobahnen zwischen Nord/Süd und West/Ost wie auch die Eisenbahnlinien. Die verkehrsgünstige Lage sorgt dafür, dass im Interporto Quadrante Europa jährlich 28 Mio. t Güter umgeschlagen werden. Davon entfallen derzeit rund 8 Mio. t auf die Schiene, den Rest wickeln Lkw ab.
Brennertunnel bringt mehr Verkehr
In Zukunft soll der Anteil des Schienengüterverkehrs kräftig steigen. Der staatliche Eisenbahninfrastrukturbetreiber RFI und das Consorzio Zai, das das Güterverkehrszentrum betreibt, haben bekanntegegeben, dass die Abfertigungsanlagen für Züge ausgebaut werden sollen. Das Projekt umfasst den Bau eines neuen Moduls mit fünf 750 m langen Geleisen, Portalkranen und Warenlagern. Der Interporto Quadrante Europa will mit diesem Ausbau die Kapazität erhöhen, damit das erwartete Wachstum auf der Schiene abgewickelt werden kann. Die Betreiber erwarten insbesondere mehr Güterverkehr, wenn der Brennerbasistunnel fertiggestellt ist und das Hochgeschwindigkeitsnetz auf Italiens Osten ausgeweitet wird. Dazu kommen die EU-Zielsetzungen, die fordern, dass bis 2030 30% des Güterverkehrs, der mehr als 300 km unterwegs ist, auf der Schiene transportiert wird. Bis 2050 soll dieser Wert auf 50% steigen.
Die Gesamtinvestitionen für das Projekt, inklusive Modernisierung des bestehenden Bahnhofs, belaufen sich auf rund 59 Mio. EUR. Ein Teil der Finanzierung erfolgt durch die EU. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2026 vorgesehen. «Wenn der Brennerbasistunnel im Jahr 2028 seinen Betrieb aufnimmt, soll das italienische Verkehrssystem die Chancen nutzen, die sich daraus ergeben», sagt Maurizio Gentile, Generaldirektor von RFI.
Auch Matteo Gasparato, Vorsitzender des Consorzio Zai, betont den proaktvien Ansatz des Ausbaus des Interporto Quadrante Europa: «Wir orientieren uns an den kontinentalen, nationalen und regionalen Infrastrukturplanungen. Verona ist bereit, eine führende Rolle unter den europäischen Terminals einzunehmen.»
Von Oslo bis nach Verona
Zu den rund 16 000 Zügen, die jährlich den Interporto Quadrante Europa anfahren, gehört seit Oktober auch ein neuer Service von Freja. Der dänische Logistiker hat zusammen mit Color Line Cargo einen neuen Dienst zwischen Oslo und Verona eingerichtet. Einmal pro Woche verkehrt das neue Schiff Color Carrier von Oslo nach Kiel. Im deutschen Nordseehafen wird die Fracht auf einen Güterzug umgeladen. Die Kapazität von 30 Trailern steht grundsätzlich allen offen, Freja beansprucht aber den Grossteil für sich.
Die Abfahrt in Kiel erfolgt jeweils am Sonntagnachmittag und am frühen Dienstagmorgen soll der Zug in Verona eintreffen. Neben dem Umweltaspekt spielt auch die Kapazität für Freja eine entscheidende Rolle. Auf dem Zug-Trailer können 29 t geladen werden, auf einem Lkw nur 24,5 t. Dazu kommen Fahrverbote am Sonntag und andere Einschränkungen. Die Verbindung eignet sich für alle möglichen Güter. Potenzial gibt es insbesondere für Autoersatzteile, da Volkswagen auf dem Areal des Interporto Quadrante Europa grosse Flächen bewirtschaftet.