Die Energiewende – über die Häfen
Benelux und Deutschland: Kooperation und Projekte. Import, Lagerung und Distribution von nachhaltigen Energieträgern haben sich zu strategischen Standort-Faktoren der Logistik entwickelt. Internationale Kooperationen von Häfen und Unternehmen sind die Folge.
Energie, lange Zeit nur wichtig, ist 2022 unter dem Eindruck von globalen Versorgungsengpässen zu einem Schlüsselthema geworden. Gerade die Häfen erweisen sich als Motoren der Entwicklung – teilweise auch in partnerschaftlichen Projekten.
So vertiefen die Häfen von Amsterdam und Duisport ihre Zusammenarbeit durch den gemeinsamen Ausbau der Wasserstoff-Wertschöpfungskette und ihres Netzwerks im Hinterland. Markus Bangen, CEO von Duisport, und Koen Overtoom, CEO von Port of Amsterdam, haben kürzlich eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Die Häfen, über den Rhein und Landwege direkt miteinander verbunden, weisen dabei ihrer gemeinsamen Tochtergesellschaft, die Hafen Duisburg / Amsterdam Beteiligungsgesellschaft mbH, eine zusätzliche Rolle zu. Amsterdam und Duisport werden gemeinsam das Potenzial von Wasserstoffträgertechnologien ergründen, um eine internationale Lieferkette für Wasserstoff aufzubauen – nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Import, Zwischenlagerung und Verteilung grüner Wasserstoffträger spielen im Rahmen der Energiewende eine wichtige Rolle. Der Hafen von Amsterdam als Teil des H2A-Konsortiums, das den Import von 1 Mio. t grünen Wasserstoffs über seine Anlagen anstrebt, wird nun Duisport an diese Plattform anbinden.
Auf diese Weise soll der Aufbau einer durchgängigen Wertschöpfungskette für grüne Wasserstoffträger zwischen beiden Häfen gelingen. Weitere Projekte zur Weiterentwicklung ihrer Hinterlandnetze wollen beide Häfen zusätzlich zu den bestehenden täglichen Binnenschiffsverbindungen und dem 2019 eingeführten Schienenshuttle Amsterdam–Duisburg aufsetzen.
Der «Next Gen District» füllt sich
Auch im Hafen Antwerpen-Brügge wird dem Energiesektor Priorität eingeräumt. Der Schlüssel ist hier die Ansiedlung der entsprechenden Industrie im «Next Gen District», dem 88 ha grossen ehemaligen Gelände von General Motors. Nach z.B. Triple Helix und Bolder Industries haben mit Plug und Ekopak zwei neue Konzessionäre unterschrieben. Das ist ein weiterer Zuwachs für dieses Areal am Standort Antwerpen, das auf Kreislaufwirtschaft setzt und sich in unmittelbarer Nähe von einem bedeutenden Energie-Cluster in Europa befindet.
Die an der Börse Nasdaq notierte Gruppe Plug Power plant hier eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff, die pro Jahr 12 500 t flüssigen und gasförmigen grünen Wasserstoff für den europäischen Markt produzieren soll. Die Errichtung der 100-Megawatt-Anlage mit eigener Elektrolyseur- und Verflüssigungstechnologie erfolgt auf einer 28 ha grossen Fläche.
Das an der Börse Euronext Brüssel notierte Ekopak dagegen, ein im belgischen Tielt ansässiges Wasserrecyclingunternehmen, wird eine Abwasser-Aufbereitungsanlage errichten. Bei voller Kapazität wird diese Anlage bis zu 3000 m³/h nachhaltiges Kühl- und Prozesswasser produzieren, sodass jährlich mindestens 20 Mrd. l Abwasser wiederverwendet werden können.