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  • In Ungarn werden neue Kapazitäten für Ost–West-Verkehre geschaffen.

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 36295

Ost-westlicher Knoten

Im ostungarischen Fenyeslitke, fast in Sichtweite der Grenze zur Slowakei und der Ukraine, entsteht aktuell Europas grösster Intermodalterminal. ITJ-Korrespondentin Claudia Benetti hat sich das West-Gateway für Asien bzw. Ost-Gateway für Europa einmal genauer angeschaut.


 

 

 

Die Schienengütertransporte entlang der Neuen Seidenstrasse boomen. Allein 2020 hat die Zahl der Güterzüge, die zwischen China und Europa verkehren, im Vergleich zum Vorjahr um 50% zugelegt und erstmals die Marke von 10 000 geknackt. Laut der Chinesischen Eisenbahn verkehrten letztes Jahr insgesamt 12 400 Zugskompositionen zwischen China und Europa.

 

 

Grenzen am westlichen Ende

Das weitere Wachstum des Schienengüter­verkehrs auf der Neuen Seidenstrasse stösst allerdings zunehmend an Grenzen. Ein Haupthindernis sind die Umschlagsterminals in Polen und Weissrussland, wo die meisten Ost–West-Verkehre abgefertigt werden. Denn diese Hubs operieren heute bereits bei maximaler Auslastung.

 

In Fenyeslitke in Ungarn baut das Unternehmen East-West Intermodal Logistics deshalb einen neuen Intermodalterminal. Auf einem 125 ha grossen Areal entstehen hier für 61 Mio. EUR neue Kapazitäten für den Containerumschlag von Bahn zu Bahn oder zwischen Lkw und Bahn. Hinzu kommen Lagerflächen und Einrichtungen für verschiedene Terminal-Dienstleistungen.

 

 

Grossprojekt im Osten Ungarns

In dem ungarischen Dorf nahe der ukrainischen und slowakischen Grenze treffen Breit- und Normalspurbahn aufeinander. Das Terminalprojekt beinhaltet deshalb den Bau von je fünf Trassen mit Spurweiten von 1520 mm und 1435 mm. Zusätzlich ist ein kranbares Gleis geplant, auf dem vier Züge von 750 m Länge gleichzeitig bedient werden können. Die Verladung soll mit Hilfe von Kranen erfolgen, die eine Ladungskapazität von 45 t haben.

 

Für eine rasche Kommunikation soll auf dem Areal ein eigenes 5G Netzwerk installiert und der Terminal für einen umweltfreundlichen Betrieb weitest­gehend mit grüner Energie betrieben werden. Ziel ist es ausserdem, eine ATEX- und ADR Zertifizierung zu erhalten, mit der auch der Gefahrgutumschlag möglich wird.

 

 

1 Mio. TEU Umschlagskapazität

Der Hub soll im ersten Quartal 2022 seinen Betrieb aufnehmen und sich bis zu seinem Endausbau zum grössten Inland-Intermodalterminal in Europa und zum neuen Gateway der Neuen Seidenstrasse entwickeln. In einer ersten Phase sollen 300 000 bis 500 000 TEU und später bei Vollbetrieb 1 Mio. TEU Güter pro Jahr umgeschlagen werden.

 

Für das Terminal-Projekt konnte East-West Intermodal Logistics als Partner kürzlich die Euro Transit Group gewinnen. Das kasachische Unternehmen betreibt mehrere Eisenbahn- und Lkw-Terminals an der Grenze zwischen Kasachstan und China.

 

 

Kasachisches Know-how

Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen über den neuen Hub in Ungarn eine schnelle, zuverlässige Alternativroute für Ost–West-Landverkehre entlang der Strecke Ungarn–Ukraine–Russland entwickeln. Ausserdem sollen die Terminalbetriebe in Fenyeslitke und Dostyk, dem wichtigsten Umschlagsplatz an der Grenze zwischen Kasachstan und China, aufeinander abgestimmt werden. Diese Koordination soll die Bahnverkehre zwischen Asien und Europa vereinfachen, so die beiden Unternehmen.