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Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 33695

Ist die Logistik die Bremse?

Auf der Basis von 200 europäischen und US-amerikanischen Markenanbietern haben Accenture und Geodis die Zukunft des Online-Handels und seiner Logistik eruiert.


 

 

Der französische Logistikkonzern Geodis und Accenture Interactive, eine Tochter von Accenture, haben ein Weisspapier zum Thema E-Commerce herausgegeben. Die Studie bestätigt neben der wenig überraschenden Tatsache, dass die Pandemie bzw. die Massenquarantäne den Online-Verkauf überall gefördert hat, dass viele Verlader und Marken damit rechnen, dass der E-Commerce 2020 fast die Hälfte ihres Umsatzes ausmachen wird – und sich diese Entwicklung in der Zukunft noch verstärken wird.

 

 

Wo die Krise zur Chance wurde

Vor der Krise machten Unternehmen 34% ihres Umsatzes online, d.h. 28% auf Online-Plattformen und 6% auf ihren eigenen Websites. Während der Quarantänen wurden sogar 65% des Umsatzes online getätigt, zu einer weit besseren Aufteilung von 38% über Marktplätze und 27% über firmeneigene Websites. Die später in die digitale Revolution eingestiegenen Europäer zeigten sich erheblich online-affiner als die US-Amerikaner: «Der Anstieg ist in Europa sogar noch signifikant höher als in den Vereinigten Staaten.»

 

 

Nachfrage allein genügt nicht

Das Kundeninteresse mag durch die Decke gegangen sein, die Möglichkeiten der Anbieter nicht. Nach der Erhebung sind über die Hälfte der Unternehmen (52%) der Ansicht, dass ihr E-Commerce-Potenzial durch ihre logistischen Fähigkeiten begrenzt ist. So setzen zum Beispiel 59% der europäischen Unternehmen für ihre Online-Verkäufe auf Marktplätze, eine Zahl, die weit höher liegt als bei amerikanischen Unternehmen (46%).

 

Das soll sich aber nun ändern. Die meisten der befragten Marken sind verständlicherweise der Ansicht, dass der Verkaufskanal über eigene E-Commerce-Kanäle erfolgversprechender ist. Fast zwei Drittel der Markenanbieter (64%) geben an, dass die Verringerung ihrer Abhängigkeit von Marktplätzen für die nächsten sechs Monate ihre erste oder zweite Priorität ist. Innerhalb von drei Jahren möchten 77% der befragten US-amerikanischen Unternehmen und 56% der befragten europäischen Unternehmen über ihre eigenen Websites unmittelbar an den Verbraucher verkaufen, um dort 20% ihres Gesamtumsatzes auf direktem Wege zu erzielen. Die Gretchenfrage, wer in den kommenden Jahren das Rennen zwischen Direkt- und Marktanbieter für sich entscheiden kann, wird der Service-Level beantworten, der dem Konsumenten geboten wird. «Für den Kunden ist sowohl das Einkaufs- als auch das Liefererlebnis von entscheidender Bedeutung», bestätigt Thomas Kraus, Geodis President & CEO von Nord-, Ost & Zentraleuropa, und fährt fort: «Markenanbieter sind bestrebt, ein verbessertes e-Fulfillment, flexible Lieferoptionen, eine bessere Sichtbarkeit der Sendungsverfolgung sowie einfache Rücksendungen zu bieten».

 

Die Realität lässt viel Luft nach oben. Derzeit bieten ganze 38 % der amerikanischen und 25 % der europäischen Markenanbieter landesweit einen zwei- bis dreitägigen Versand an. Im interkontinentalen Versand wollen 17% der US-amerikanischen Markenanbieter in drei Jahre soweit sein. Das Feld für Logistiker ist in jedem Fall bereitet.