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  • Konkurrenz für die einzige Fähre zwischen Burgas und Batumi?

Von: Frank Stier


Artikel Nummer: 41871

Ungeliebte Alternativen am Schwarzen Meer

Die Verkehre zur See zwischen Bulgarien, der Türkei, Georgien und Russland stehen auf dem Prüfstand   Krieg und Seeminen sind das eine, Handels- und Verkehrsinteressen das andere. Auch die Güterverkehre auf dem Schwarzen Meer müssen sich reorientieren. Neue Seeverbindungen von Bulgarien nach Georgien und in die Türkei sind Teil der Zukunftsszenarien.


Die Güterschiffahrt auf dem Schwarzen Meer befindet sich seit über zwei Jahren im Ausnahmezustand, was auch die ersten mit Getreide beladenen Schüttgutfrachter wie die Razoni nicht ändern können, die wieder aus dem ukrainischen Hafen Tschornomorsk auslaufen konnte.

Auch Bulgariens Fährschiffahrt ist stark beeinträchtigt. Das Balkanland war noch vor wenigen Jahren durch zahlreiche Fährlinien mit der Ukraine, Russland und mit Georgien verbunden – davon übrig geblieben sind aktuell nur zweieinhalb.

Alte Strecken und neue Konkurrenz

Bereits im September 2020 kam für die Fährverbindung zwischen Varna und dem ukrainischen Hafen Tschornomorsk das Aus nach über 40 Jahren. Nun legt vom Fährhafen Varna lediglich die Navibulgar-Eisenbahnfähre Geroite na Sewastopol (Die Helden von Sewastopol) einmal in der Woche nach Poti in Georgien ab.

Für das bulgarische Unternehmen Varnaferry ist seine seit dem März 2009 mit der Fähre Varna bediente Route zum russischen Hafen Kavkaz nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, nachdem der Ukraine-Krieg die Versicherungspolicen exorbitant verteuert hat. Noch immer transportieren in der Gegenrichtung aber die russischen Fähren Avangard und Slavjanin vor allem Butangas-Zisternen nach Varna.

Von Burgas aus schickt die bulgarische PB Shipping ihre RoPax-Fähre Druschba (Freundschaft) wöchentlich zum georgischen Hafen Batumi. Das russische Noworossijsk fährt sie aber nicht mehr an.

Unmut in Kreisen der bulgarischen Handelsmarine erregte Ende Juni 2022 die Ankündigung des Direktors des Hafens Burgas Dijan Dimov, ab Anfang Juli 2022 werde es eine zweite wöchentliche Fährverbindung zwischen Burgas und Batumi geben.

«Georgien versendet Fracht, die für die Ukraine und Transitziele bestimmt ist», erklärte Dimov am 23. Juni. Tatsächlich verzeichnete die ukrainische Fährgesellschaft Ukrferry online für den 4. Juli die Abfahrt seiner Fähre Vilnius von Burgas nach Batumi.

«Ausländische Interessen unterminieren die Entwicklung unserer Fährlinien auf dem Schwarzen Meer», kommentierte das bulgarische Online-Medium maritime.bg.

Ein Rückblick auf die Geschichte der vergangenen 20 Jahre zeige, «dass unser Land erfolgreich Attacken ausgesetzt war, die das Wachstum und die Entwicklung der bulgarischen Fähren auf dem Schwarzen Meer behindert haben», schrieb maritime.bg.

Während die bulgarische Fähre Druschba in Reparatur sei, erfolge ein ukrainischer Versuch der feindlichen Übernahme bulgarischer Fährlinien. Schliesslich liess Ukrferry den Termin vom 4. Juli 2022 aber ungenutzt verstreichen und löschte das Angebot Burgas–Batumi von seiner Website. Seit Mitte Juli des Jahres pendelt nun wieder die Druschba zwischen Burgas und Batumi.

Ist der Schoss fruchtbar noch?

Warum aber die Abfahrt der Vilnius nach Batumi nicht erfolgte und ob die Fährlinie etwa zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen werden soll, dazu wollten sich auf Anfrage des ITJ weder Ukrferry noch Hafendirektor Dimov äussern. Er beliess es stattdessen bei dem Allgemeinplatz, die bulgarische Fährwirtschaft habe «sehr gutes Entwicklungspotenzial».

Tatsächlich verfügt einzig der Hafenkomplex Varna am Schwarzen Meer über die Möglichkeit, die europäischen Spurbreiten von Güterzügen von 1435 mm auf russischen Standard von 1520 mm umzustellen.

Dieses Alleinstellungsmerkmal sollte ihm im intermodalen Güterverkehr zwischen Europa und Zentralasien eigentlich einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil verschaffen. Davon kann er aber nur im Frieden profitieren. Derweil scheint sich Bulgariens Fährwirtschaft in Richtung Türkei umzuorientieren.

So berichteten bulgarische Medien im Juni 2022 von Gesprächen zwischen Bulgarien und der Türkei über die Lancierung von RoRo-Linien von Varna nach Istanbul und von Burgas zum türkischen Schwarzmeerhafen Karasu.

Nach Informationen des bulgarischen Wirtschaftsmagazins Kapital gibt es «ein erklärtes Interesse türkischer Betreiber, wenn die bulgarische Seite Zuführungs- und Abgangsinfrastruktur bereitstellen würde».

Als Alternative zum strassengebundenen Güterverkehr könnten derlei Fährverbindungen für eine spürbare Entlastung der bulgarisch-türkischen Grenzübergänge sorgen. Denn immer wieder kommt es an dieser Grenze zu kilometerlangen Lkw-Staus.

 

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