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  • Die künftige Lage des Gateway Basel Nord.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 33682

Streit zu Wasser und zu Lande

Die Befürworter und Gegner des trimodalen Gateway Basel Nord formieren sich, denn am 29. November wird im Kanton Basel-Stadt das Referendum über den Bau des Hafenbeckens III stattfinden. Es geht zunächst um 115 Mio. CHF Investitionsbeitrag für das Projekt, die das Kantonsparlament im Februar bewilligt hatte. Wie bei jedem Generationenprojekt gehen auch am Rheinknie die Wogen hoch.


 

 

Dass Grosses im Kleinen zu finden ist, lehrte uns der Mathematiker Blaise Pascal. Im Fall des Gateway Basel Nord ist es der Kanton Basel-Stadt mit knapp 37 km2 Gesamtfläche, der dieses Logistikprojekt von schweizweiter Bedeutung mit Wirkung auch für kommende Generationen auf die Wege bringen will.

 

Das ist ihm 115 Mio. CHF an Investitionsbeihilfe wert. Hinzu kommen für das Gesamtprojekt Mittel von 130 Mio. CHF der Betreibergesellschaft, von denen das Schweizer Bundesamt für Verkehr (BAV) 83 Mio. CHF mitfinanziert. Neben den Geldern spielen aber auch die bimodale Verlagerungspolitik der Logistik, die Güter­mengen am Standort und der Natur­schutz in der Debatte eine Rolle.

 


Verlagerung auf die Schiene

Die Ständerätin Eva Herzog brachte es am 9. Oktober auf den Punkt: «Jeder vierte Importcontainer in die Schweiz läuft über Basel.» Die aktuell ca. 120 000 TEU Jahresumschlag im Hafen haben den Nach- teil, dass 9 von 10 Boxen das Areal per Lkw verlassen. Herzog schlug den Bogen zur Alpeninitiative, mit der sich die Eidgenossenschaft zur Güterverlagerung auf die Schiene entschlossen hat: «Wir können hier in Basel mit einem Verhältnis Bahn-Lkw von 50:50 einen Beitrag leisten.» Diese Verlagerung von 100 000 Lkw-Fahrten soll der Terminal Gateway Basel Nord (GBN) u. a. mit 750 m langen Güterzügen übernehmen.

 

Roman Mayer, CEO von Swissterminal, sieht die Notwendigkeit nicht: «Es ist schon heute so: im internationalen Containerverkehr reist alles auf der Schiene. Oder mit dem Schiff. Container-Transporte mit dem Lkw aber gibt es über lange Strecken praktisch nicht. Der Grund ist einfach: Es rechnet sich nicht.»

Dem widerspricht Martin Haller, Verwaltungsratspräsident des GBN: «Mehr Schienentransport und CO2-Einsparung auf Schweizer Boden sind nötig. Per Bahn aus dem Hafenareal in die Schweiz zu verteilen, ist viel besser, um den Raum Basel und die Jura-Querungen von Verkehr und Emissionen zu entlasten.» Schon ab dem Schweizer Mittelland seien die Distanzen für grosse Verteiler attraktiv, um Güter auf der Bahn zu transportieren. Auf der letzten Meile erst habe der Lkw-Chauffeur seine Berechtigung.

 

 

Standort und Zugang

Städtebauliche Projekte für Klybeck- und Westquai im Stadtkanton Basel hatten seit 2006 die Planungen befeuert. Etwaigen Kapazitätsengpässen soll das neue Hafenbecken III vorbeugen.

 

Kritisch beurteilt Ralf Brink die Lage, der mit dem eigenen Unternehmen Abacus Shipping als Reedereiagent in Basel tätig ist: «Theoretisch könnte der gesamte Container- umschlag auf der Westquai-Insel angesiedelt werden. » Für ihn machen weder derzeitige noch künftige Volumina das Projekt notwendig. Es bleibt offen, ob Bevölkerungswachstum und Pläne der Stadtväter der Option eine Chance lassen.

 

Schiffsführer auf dem Rhein wiederum streiten über die Qualität der Zufahrt. Schiffsführer Thomas Schweizer, der die «IG Schiffsführer Basel» gegen das Hafenbecken III vertritt, sieht zu viele Manövrierhindernisse, u.a. zwei rechtwinklige Kurven. Der Schiffsführer Hannes Baumgartner wiederum kann darin keine Schwierigkeiten erkennen.

 


Naturschutz hier und dort

In der ökologischen Debatte steht der Ersatz für eine 20 ha grosse Trockenwiese, von denen 11,5 ha genutzt werden sollen, im Vordergrund. Als Ausgleichsmassnahmen planen GBN und Schweizerische Rheinhäfen die Aufwertung von insgesamt 45,8 ha Fläche, so am Rangierbahnhof Muttenz, dem Ufergebiet Lange Erlen und dem Waldgebiet Hard in Pratteln. Die Baubewilligung hängt vom Votum des Bundesamts für Umwelt (Bafu) ab.

 

Grossrat Jürg Stöcklin von den Grünen Basel-Stadt erkennt als Botaniker diese Ersatzbiotope als ausreichend an. Markus Ritter, Alt-Grossrat und Biologe, hält hingegen das «Naturschutzgebiet für standort­gebunden» und einen Ersatz für unmöglich.