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  • Bas Michiels referierte vor dem Propeller Clubs in Basel.

Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 31007

Tatortreiniger auf hoher See

Wenn auf Frachtschiffen Feuer ausbricht, sie Container verlieren oder sinken, ist Ardent zur Stelle. Regionaldirektor Bas Michiels erzählt aus einer spannenden Nische.


 

 

In diesem Jahr haben sich noch keine gravierenden Unglücke auf See ereignet. Diese eigentlich gute Nachricht wirkt sich tendenziell negativ auf das Geschäftsmodell von Ardent Global aus. Das niederländische Unternehmen kommt im Katastrophenfall zum Einsatz. Fängt ein Containerschiff Feuer, oder sinkt es sogar, organisiert Ardent Brandbekämpfung, Bergung und die Beseitigung schädlicher Stoffe im Wasser. Zwar leistet Ardent mit seinen elf Standorten rund um den Globus auch Hilfe beim Abbruch von Ölplattformen oder ähnlichen Anlagen, doch das anspruchsvolle Kerngeschäft sind die Unglücksfälle, für die es keine Standardlösung gibt. Bas Michiels ist Direktor Emea/Asien bei Ardent und verantwortete bereits rund 60 Bergungen und Rettungen bei Havarien von Frachtschiffen. «Die heutigen Schiffe sind dank neuer Technologie sicher. Wegen ihrer Grösse gestalten sich Unfälle aber immer komplexer», sagte Michiels anlässlich eines Vortrages vor dem Propeller Club Port of Basel.

 

 

Prävention beugt Unfällen vor

Aufgrund des volatilen Geschäfts verfügt Ardent über schlanke Strukturen und arbeitet je nach Ereignis mit anderen Spezialisten zusammen. Neben der Bewältigung von Unfällen sind die rund 100 Mitarbeiter auch bemüht, dass es gar nicht soweit kommt. «Emergency Preparedness» ist deshalb eine wichtige Dienstleistung, die im Notfall entscheidend sein kann. «Wenn es bei einer Havarie ein tagelanges Hin und Her über Zuständigkeiten gibt, kann das den Unterschied zwischen der Rettung eines Grossteils der Ladung und einem Wrack am Meeresboden ausmachen», betonte Michiels.

 

 

Weltkriegsmine statt Container

Manchmal nützt aber auch die beste Prävention nicht, wie im Fall der MSC Zoe, die vor einem Jahr vor der niederländischen Küste 342 Container verlor. Ardent operierte damals im Auftrag von MSC und war für die Bergung der Container in einem 330 km² grossen Gebiet zuständig. Dabei kamen total zwölf Schiffe zum Einsatz, darunter solche mit Kranen und Sonar-Technologie. «Das war sehr anspruchsvoll», erzählte Michiels. «Ein mit Wasser gefüllter Container kann bis zu 60 t wiegen.» Bei den Arbeiten kam auch zu einer unliebsamen Überraschung, als eine Seemine aus dem 2. Weltkrieg geborgen wurde. Das Sonar verwechselte sie mit einem Treibgut aus den verlorenen Containern.

 

Noch aufwendiger ist die Arbeit von Ardent, wenn sie unter Wasser stattfindet. So geschehen bei der Grande America, die im März 2019 vor der Küste Frankreichs nach einem Brand an Bord gesunken war. Wegen Lecks bestand die Gefahr, dass noch mehr Öl oder Gefahrgüter aus dem Schiff in 4700 m Tiefe austreten könnte. Mittels Spezialkamera untersuchte Ardent das Wrack und arbeitete fieberhaft an einer Lösung. «Es dauerte alleine drei Stunden, bis die Kamera beim Wrack war», erklärte Michiels. Das Unternehmen entschied sich schliesslich die Löcher mittels Magneten zu verschliessen und schloss den Einsatz nach 30 Tagen ab. Wann die Expertise von Ardent das nächste Mal gefragt ist, bleibt vorerst offen, solange sich auf den Weltmeeren keine schweren Unfälle ereignen. 

 

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