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  • Im neuen Logistikcenter will China Logistics 100000 TEU pro Jahr umschlagen.

Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 31025

China glaubt an Wilhelmshaven

Die erste Expansion in Europa führt China Logistics an den Jade Weser Port im deutschen Bundesland Niedersachsen. Die Ambitionen des Staatskonzerns sind fast so gross wie die Hoffnungen der Hafenbetreiber.


 

Für den Jade Weser Port (JWP) dürfte die Nachricht wohltuend sein. China Logistics, die Tochtergesellschaft der staatlichen Chengtong Holding Group, will auf dem Hafen-Areal rund 100 Mio. EUR in ein neues Logistikcenter investieren. Der Containerhafen von Wilhelmshaven musste im letzten Jahr einen Rückgang des Containerumschlags von 2,5% hinnehmen und bemüht sich um eine Positionierung im logistischen Wettbewerb an der europäischen Nord Range.

 

China Logistics hat einen Baurechtsvertrag für ein 20 ha grosses Grundstück abgeschlossen, der für die nächsten 99 Jahre gilt. Das Unternehmen will darauf den China Logistics-Wilhelmshaven Hub mit 40 000 m² Hallenfläche und 110 000 m² ungedeckter Lagerfläche realisieren. Später ist eine weitere Halle mit einer Fläche von 20 000 m² geplant.

 

 

Premiere in Europa

Wie Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer der JWP-Marketinggesellschaft sagt, gingen der Vertragsunterzeichnung lange Gespräche voraus: «Wir haben mit den chinesischen Partnern rund fünfeinhalb Jahre verhandelt und freuen uns, dass wir sie vom Standort Wilhelmshaven überzeugen konnten.» Für China Logistics ist es die erste Expansion nach Europa. Bevor sich der Logistiker für den einzigen Container-Tiefwasserhafen in Deutschland entschied, begutachtete er auch andere Häfen, darunter Antwerpen.

 

Der Hub in Norddeutschland will China Logistics für den Umschlag chinesischer Waren nutzen, die via Wilhelmshaven importiert, gelagert und verteilt werden. Im Fokus stehen die Segmente Automotive, Steinwaren, Lebensmittel und Konsumgüter. Langfristig peilt China Logistics einen Umschlag von jährlich 100 000 TEU an, das wäre für den Hafen, der heute 640 000 TEU abwickelt, eine gewaltige Steigerung und gelingt wohl nur, wenn grosse Reeder den Hafen künftig vermehrt ansteuern. Abwegig ist das nicht, da die Chengtong Holding Group an Cosco beteiligt ist.

 

 

Konkurrenz für Duisport

Neben dem Seeverkehr will China Logistics auch auf die Bahn setzen und auf dem Grundstück einen Schienenanschluss installieren. Ob dadurch tatsächlich Güterzüge aus China Wilhelmshaven ansteuern, ist jedoch fraglich. Duisport hat sich in diesem Bereich eine starke Stellung erarbeitet und empfängt wöchentlich rund 35 Züge aus Fernost. Zudem verfügt der Binnenhafen über gute Beziehungen zu den chinesischen Provinzen.

 

Zuerst wird aber die Logistikanlage gebaut. Die Verantwortlichen rechnen mit Baustart im Winter 2020/21 und einer Bauzeit von neun Monaten. Die gesamte Investitionssumme beträgt rund 100 Mio. EUR.