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  • Foto: C. Doepgen; Paul / stock.adobe.com

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 47412

Im Zeichen der Zusammenarbeit

Gemeinschaftsprojekte grosser Organisationen als Kernstück der Welthafenkonferenz. Ist es die gewachsene Dringlichkeit der Zukunftsfragen, die zunehmende Fragmentierung der Welt oder die erhöhte Bereitschaft zur Kooperation? Wie dem auch sei, grosse Verbände und Organisationen spannen vermehrt zusammen, um Handel weltweit und Güterflüsse in den Häfen zu verbessern und zu fördern. Auf der IAPH-Weltkonferenz in Abu Dhabi sammelte Christian Doepgen neue Eindrücke.


Der Appell an das grosse Ganze verhallt oft ebenso folgenlos wie die Beteuerung, gemeinsame Ziele in enger Kooperation verfolgen zu wollen. Dies gilt bedauerlicherweise bisweilen auch für die weltumspannenden Organisationen, die die Interessen der Seeschifffahrt vertreten.

Auf der Welthafenkonferenz 2023 der International Association of Ports and Harbors (IAPH) Anfang November in Abu Dhabi wurde aber ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die IAPH, deren derzeit 177 Häfen und 147 Hafenunternehmen als Mitglieder ca. 60% des weltweiten Containerumschlags verantworten, hat auf ihrer Jahreskonferenz 2023 zahlreiche umfassende Kooperationsprojekte vorgestellt. So wurde u.a. der Schulterschluss mit der Weltzollorganisation (WCO) und der Weltbank deutlich.

Den Handel fördern – mit dem Zoll

An Ausweitung und Beschleunigung des Handels haben alle Parteien Interesse, die im Hafen am Güterfluss beteiligt sind. Dass dazu auch der Zoll gehören kann, der üblicherweise als Bremse wahrgenommen wird, ist eine Frage der verbesserten Zusammenarbeit im Hafen. IAPH und WCO haben in dieser Frage gemeinsam Neuland beschritten. Die beiden Parteien haben umfassende Leitlinien erarbeitet und erstmals veröffentlicht, wie Zollbehörden und Hafenbehörden zusammenarbeiten können, um den Handel zu erleichtern.

Ricardo Treviño Chapa, stellvertretender Generalsekretär der WCO, und Pascal Ollivier, Vorsitzender des IAPH-Ausschusses für Datenzusammenarbeit, wiesen darauf hin, dass mehr Handel, ein höheres Frachtaufkommen, ein effektives Grenzmanagement und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette in den Häfen nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen.

Im Gegenteil, eine effektive Zusammenarbeit kann alle diese Ziele gleichermassen erreichen. Die Voraussetzung dafür liegt u.a. auf digitalen Instrumenten und Vereinbarungen zwischen privaten und öffentlichen Stakeholdern, die im Rahmen eines «National Port Community Council» zusammenwirken.

Der Plan liegt auf dem Tisch – jetzt liegt der Ball bei Hafen- und Zollbehörden. In den zum Thema veröffentlichten «IAPH/WCO-Leitlinien» wurde auf die kleinen Inselschwellenländer (SIDS) besonders Wert gelegt. Die entsprechende Sitzung auf der Konferenz, in der IAPH-Geschäftsführer Patrick Verhoeven die über 650 Delegierten einlud, von den Erfolgsmodellen der acht in den Leitlinien enthaltenen Fallstudien zu lernen, wurde vom ITJ moderiert.

Die IAPH und die Weltbank

Die Hafengemeinschaften bildeten ein Leitmotiv der Konferenz, zu denen Vertreter der Weltbank mit der IAPH gemeinsame eine neue Studie von 400 Seiten vorlegten. Die Ausarbeitung, von 88 Personen in 24 Monaten erstellt, umfasst Praxisbeispiele von den umschlagstärksten Häfen der Welt bis zur Inselgruppen in der Karibik und Neukaledonien.

Im Gespräch mit dem ITJ führte Periklis Saragiotis aus, dass die Schwellenländer mittels Datenaustausch weiter aufholen können – so, wie sie statistisch von 1990 bis 2019 ihren Anteil am globalen Export auf 30% verdoppelt haben.

Nach Satya Prasad Sahu, ebenfalls Weltbank, bietet die Studie eine Musterlösung zum Aufbau erfolgreicher Hafengemeinschaften. Investitionen in Automatisierung und IT sind hier zentral.


 

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