Casablanca meldet sich zurück
Die marokkanische Hafenbehörde ANP plant ein grosses Investitionsprogramm für die Modernisierung der Häfen des Landes. Davon soll insbesondere Casablanca profitieren. Der Hafen der grössten Stadt des Lande plant eine neue Werft und eine verbesserte Infrastruktur für die Hinterland-Verbindungen.
In den letzten Jahren stand der Hafen von Casablanca oft im Schatten von Tanger Med, wo riesige Umschlagterminals entstanden sind und immer noch gebaut werden. Dabei ist Casablanca immer noch einer der wichtigsten Häfen Marokkos, wo gut 20 Mio. t pro Jahr umgeschlagen werden.
Betreiber für Werft gesucht
Doch nun will die «Agence Nationale des Ports (ANP)», die die marokkanischen Häfen verwaltet, Casablanca neue Impulse verleihen. Dazu gehört der Bau einer neuen Werft, wo bis zu 500 Schiffe pro Jahr repariert und gewartet werden sollen. Das Projekt umfasst einen Kran mit einer Traglast von 450 t und eine Hebebühne für bis zu 5000 t. Dazu kommt ein neuer Kai mit 800 m Länge. Die ANP schätzt die Kosten auf rund 76,5 Mio. EUR. Gebaut wird zwar noch nicht, doch die Hafenbehörde sucht momentan nach einem Betreiber für die Werft. Die Ausschreibung hat im Januar begonnen und Ende März sollen die ersten Ergebnisse bekannt sein. Die Konzession wird für 30 Jahre vergeben, dementsprechend umkämpft dürfte die Bewerbungsphase sein.
Phosphat und Erdöl für den Export
Der marokkanische Staat will in den nächsten Jahren viel Geld in die Entwicklung seiner Häfen stecken, da die Prognosen von einem kräftigen Wachstum des maritimen Sektors ausgegehen. Im nächsten Jahr erwartet die ANP eine Volumensteigerung von rund 4,5%, was etwa 90 Mio. t wären. Grund dafür sind die wachsenden Exporte von Phosphat und Erdölprodukten. Damit Marokkos Wirtschaft auf gut ausgerüstete Häfen zählen kann, will die ANP mit dem Segen des Verkehrsministeriums in den nächsten zwei Jahren 286 Mio. EUR in die Infrastruktur investieren. Allein für das Jahr 2019 sind Investitionen in der Höhe von 138 Mio. EUR geplant.
Für den Hafen Casablanca sind insbesondere die Pläne in der Region Zenata interessant. Auf dem Gebiet zwischen den Städten Casablanca und Mohammedia gibt es seit Jahren Ideen für eine «Eco-City» inklusive Logistik- und Industriezone. Umgesetzt wurde davon bisher wenig. Das Investitionsprogramm der ANP sieht nun aber vor, in Zenata einen Trockenhafen und einen Parkplatz für Lkw zu realisieren.
Die Hafenbehörde verfügt auf dem Gelände über rund 200 ha.Mit den neuen Anlagen könnte der Hafen Casablanca seine Hinterland-Verbindungen verbessern und weitere Logistiker ansiedeln. Gemäss der marokkanischen Zeitung Medias24 wäre auch eine Freihandelszone eine Option. Grösstes Hindernis ist aber im Moment, dass eine durchgehende, moderne Strassenverbindung zwischen Zenata und dem Hafen fehlt. Eine definitive Entscheidung, ob die Projekte umgesetzt werden, steht deshalb noch aus.