Fracht sticht Passage aus
Das lange Pandemiejahr hat gezeigt, wie überlebenswichtig die Luftfracht für die Luftfahrt ist. Dennoch fristet sie häufig ein Mauerblümchendasein bei Fluglinien oder auf Flughäfen. Nicht so in Brescia. Der norditalienische Standort widmet jetzt grosse Teile seines Passagierterminals um.
Rechtzeitig zur nächsten Hochsaison für die Luftfracht soll er voll einsatzbereit sein, der neue Frachtbereich am Flughafen Brescia. Das vertraute Frachtchef Massimo Roccasecca dem ITJ an. Um bestmöglich von der neuen Anlage profitieren zu können, hat man den Amtsschimmel Galopp gelaufen, denn am 1. Juni, gerade einmal drei Werktage nach Erhalt der endgültigen Baugenehmigung durch die italienische Zivilluftfahrtbehörde, haben die Arbeiten begonnen.
Bis November wird für insgesamt 4 Mio. EUR, davon 2,9 Mio. EUR, die in infrastrukturelle Massnahmen fliessen, der bestehende Passagierterminal grundlegend umgebaut. Der Flugreisenden reservierte Bereich, der bisher 6450 m2 gross war, wird optimiert und auf 2500 m2 verkleinert. «Der grössere Teil wird zu einem Frachtlager mit einmaligen Ausstattungen wie Klimatisierung, Laderampen etc. umgebaut. Idealerweise werden wir den bestehenden Betrieb in die neue Anlage verlagern und Kapazitäten in anderen Anlagen für neue Güterströme freimachen», plant Roccasecca.
Die euphorische Stimmung strategisch verstetigen
In Brescia und Umgebung arbeite man Hand in Hand, um den Vollfracht-Fokus des Flughafens weiter zu entwickeln, so der Manager. «Die Spediteure zeigen sich bereits sehr positiv. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir den künftigen Bedürfnissen der Fluglinien entsprechen.» Dazu gehörten neben der starken Ausrichtung auf die Fracht auch ein staufreier Flugbetrieb, ein breites Portfolio an Frachtprodukten und Platz für Erweiterungen.
Auf die Frage, was er vom Rest des Jahres erwartet, vertraut Roccasecca darauf, dass nach der «Euphorie» der Branche infolge der Pandemie und der Volumenspitzen eine Zeit der Neubewertung einsetzt, die den Markt beflügeln wird. «Dies wird zu einer gewissen Volatiliät bei Volumina und Routen führen, was die Notwendigkeit neuer Strategien noch deutlicher machen wird.» Ein neuer Standard, davon ist er überzeugt, werde ein strategischerer Ansatz für die Unterschiede zwischen Fracht- und Passagieraktivitäten sowie die für ihren jeweiligen Umgang erforderliche Spezialisierung sein. Und da mischt Brescia nun vorne mit.