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  • Steven Polmans ist seit April offiziell «Director Cargo & Logistics».

01.04.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27113

Brüssel hält die Balance

Das Luftfrachtvolumen von BRU wird zu etwa gleichen Teilen von DHL, Vollfrachtern, Beiladung und RFS bestritten. Im Gespräch mit ITJ-Redaktor Andreas Haug geht Tiaca-Vice Chairman Steven Polmans auf die Aussichten für den Standort und die Luftfracht allgemein ein.


 

Herr Polmans, wie ist 2018 gelaufen?

Gegenüber 2017 ist unser komplettes Volumen um 7,5% auf 732 000 t gewachsen. Wir beziehen getruckte Luftfracht mit Ziel oder Ursprung Brüssel ein, weil wir uns als Logistikplattform verstehen. Auf geflogene Fracht beschränkt, war unsere Steigerung um ca. 4% immer noch doppelt so stark wie im europäischen Durchschnitt.

 

 

Sie sind also sehr zufrieden?

Ja, auch weil ich weiss, dass wir sogar noch stärker hätten wachsen können. Aber wichtiger als eine sprunghafte Entwicklung, die sich nur schwer betrieblich bewältigen lässt, ist nachhaltiges Wachstum. Ein Imageschaden durch Engpässe beim Handling würde einen kleineren Flughafen wie Brüssel noch mehr belasten als einen grossen Hub wie Frankfurt.

 

Wie sind Ihre Aussichten für 2019?

Ich fürchte, dass Europa insgesamt kleinere Brötchen backen muss – auch wenn wir wieder besser abschneiden dürften. Gründe sind die Betriebsaufnahme von Dnata als neuer Handlingagent im März und die Ankunft von Sichuan Airlines, die Brüssel Ende April als erstes Vollfrachtziel in Europa dreimal pro Woche anfliegt.

 

 

Was unterscheidet Brucargo von anderen Flughäfen in der Region?

Zunächst sehen wir uns nicht bloss als Flughafen, sondern als Logistikdienstleister. Wir brauchen zwar die Fluglinien, um die Fracht ein- und auszufliegen, aber meistens arbeiten wir mit den Spediteuren oder sogar direkt mit den Verladern, um Warenströme zu verbessern. Zu guter Letzt verfügen wir über ein eigenes Frachtteam, das Aufgaben vom Marketing bis hin zur Immobilienentwicklung übernimmt. Damit können wir langfristiger planen als viele andere Flughäfen.

 

Ein Wort zur Pharma-Industrie, einem wichtigen Standbein für Belgien, bitte.

Mit unserer Zertifizierung nach Iata CEIV Pharma haben wir einen Ball gespielt, den die lokale Frachtgemeinschaft aufgenommen hat. Nach der Grundsteinlegung eines weiteren temperaturkontrollierten Lagers im März stehen nächstes Frühjahr nochmals 50 000 m2 für diesen Wirtschaftszweig zur Verfügung.

 

Das Luftfrachtvolumen von BRU wird zu etwa gleichen Teilen von DHL, Vollfrachtern, Beiladung und RFS bestritten. Im Gespräch mit ITJ-Redaktor Andreas Haug geht Tiaca-Vice Chairman Steven Polmans auf die Aussichten für den Standort und die Luftfracht allgemein ein.

 

 

Wird es nicht langsam eng?

Weiteren Platz gibt es praktisch nicht. Aber sobald diese Flächen belegt sind, machen wir uns daran, die älteren abzubauen und den frei gewordenen Raum mit zusätzlichen 50 000 m2 effizienter zu nutzen.

 

 

Und wie «voll» ist es am Himmel?

Zwar haben wir eine Nachtflugbeschränkung und Lärmbegrenzungen pro Flugzeug, aber sonst war das Schlimmste, was wir einer Fluglinie, die einen morgendlichen Slot haben wollte, einräumen mussten, 20 Minuten Abweichung vom Wunschzeitpunkt.

 

 

Neues aus den Netzwerken?

Air Cargo Belgium, deren Chairman ich bin, ist gerade drei Jahre alt geworden, hat aber schon so viel erreicht! Ihre offene Datenplattform «Brucloud» ist sehr erfolgreich – auch in London-Heathrow, Lüttich und neu Wien. Was die Tiaca betrifft, kursierten 2018 Gerüchte über ihren bevorstehenden Bankrott. Aber wir haben alle finanziellen Probleme überwunden und erstmals seit langem wieder eine positive Mitgliederentwicklung. Messe München übernimmt die ACF-Organisation, und wir können uns auf Inhalte konzentrieren.