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  • Dreht London Schottland das Lebenswasser ab?

Von: Michael Mackay


Artikel Nummer: 34500

Brexit auf schottisch

Der Verband der schottischen Lebensmittelexporteure hat in einem offenen Brief an Boris Johnson ungewöhnlich scharfe Töne angeschlagen. Neben mangelnder Vorbereitung auf den Brexit mahnt man eine Übergangsfrist von sechs Monaten und Kompensationen an.




Die Food & Drink Federation Scotland (FDF) hat in einem offenen Brief an den britischen Premier Boris Johnson Anfang November die «bedrohliche Lage unseres Sektors» angeprangert. Der Verbund verlangt ein neues Handelsabkommen, bevor Grossbritannien am 1. Januar die Europäische Union verlässt. Lebensmittel und Getränke als zentrale schottische Exportgüter sind bereits durch Covid-19 stark beeinträchtigt worden.

 


Neuer Deal und Kompensationen
«Das Ende der Übergangszeit und die immer grösser werdende Unsicherheit über die Bedingungen deren neuen Handelsvereinbarung mit der EU verschärfen unsere Bedenken», schrieb die Föderation in einem Brief direkt an den Premierminister – ein ungewöhnlicher Schritt an sich.


Die EU ist Empfänger von bis zu 70% der schottischen Lebensmittelexporte –und auch der grösste Lizenzmarkt für die Herstellung von Scotch Whisky.


Störungen im Export dieser hochwertigen, verderblichen Waren und der Zertifizierungskosten wären für die FDF von zentraler Bedeutung, ein «No Deal katastrophal». Deswegen fordert sie, dass die britische Regierung eine sechsmonatige Nachfrist aushandelt, damit sich die Unternehmen an die Zollformalitäten anpassen können, u.a. an die gesundheitsamtlichen Bescheinigungen, Lizenzen und weitere Dokumente in Verbindung mit dem Warenexport.


Schliesslich fordert die FDF die Regierung ausserdem auf, sich zu einer finanziellen Entschädigung für die Erzeuger zu verpflichten – und Vereinbarungen abzuschliessen, um speziell den reibungslosen Transport von Meeresfrüchten über den Kanal zu ermöglichen, ggf. über von der Regierung geführten Fähren. Der Schritt kam, als die Schwesterorganisation der FDF in England nach einer Umfrage in der Lebensmittelindustrie berichtete, dass die Vorbereitungen auf den Brexit mangelhaft seien.


«Es bestehen weiter grosse Lücken in den von der Regierung bereit gestellten Informationen, nicht zuletzt bei Produktkennzeichnungen und Zollabwicklung für Lebensmittel und Getränke. Die jüngste Umfrage von FDF zeigt auf, dass 50% der Unternehmen zum Ende der Übergangsphase nicht voll vorbereitet sind», so Dominic Goudie, Leiter Internationales der FDF, gegenüber dem ITJ. Besorgniserregende 3,7% der Unternehmen bezeichnen sich als «vollständig vorbereitet».
Die britische Lebensmittelbranche  ist ebenso wie viele Logistikunternehmen in grosser Sorge, dass ein «harter» Brexit u.a. extrem enge Fristen bedeuten wird. Eine Disruption wird von den Exporteuren ohnehin erwartet.    


 

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