Schwimmend dem Mistral trotzen
Schmidbauer bringt Offshore-Windpark vor der Küste von Marseille auf den Weg. Nach über dreijähriger Planung für Schmidbauer geht der Offshore-Windpark «Provence Grand Large» vor der Küste von Fos-sur-Mer im Grossraum Marseille in die Umsetzung. Die Besonderheit: Windräder werden auf schwimmenden Plattformen errichtet – «eine Innovation mit Modellcharakter», wie der 1932 gegründete deutsche Anbieter für Mobilkranleistungen und Spezialtransporte meint.
17 km vor der Küste entsteht der für Frankreich einmalige Offshore-Windpark «Provence Grand Large». Die Meerestiefe beträgt an der entsprechenden Stelle ca. 100 m, weshalb eine klassische Befestigung der Stahlkonstruktionen im Meeresboden nicht infrage kommt.
Um trotzdem von den teilweise heftigen und häufig regelmässigen Winden der Region – in der Provence sagt man, der Mistral treibe manche Menschen in den Wahnsinn, wenn er drei, sechs oder neun Tage am Stück weht – zu profitieren, weicht das Projekt auf zukunftsweisende schwimmenden Anlagen aus.
Diese sind eine Lösung für bisher nicht nutzbare Meeresstandorte weltweit und dabei gleichzeitig umweltschonend: Die Konstruktionen bedecken nur wenig Meeresoberfläche, zudem berührt das verwendete Leinensystem den Meeresboden nur minimal.
«Die eigentliche Herausforderung des Projekts ist, dass es sich bei der gesamten Konstruktion der schwimmenden Fundamente um Prototypen handelt. Deshalb sind wir schon seit über drei Jahren mit dem Kunden in der Planung und dem Engineering beschäftigt. Wir haben von Beginn an viele On- und Offshore-Windparks mitaufgebaut. Dieses besondere Projekt zeigt, wohin die Reise zu einer noch effizienteren Windkraft gehen könnte», sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung Werner Schmidbauer.
Kraft und Kopf
Das Hafen-Areal ist der logistische Hauptschauplatz für das Pilotprojekt, dessen erster Hub für Juni geplant ist. So wird etwa der Kranstandplatz im Hafen nach Schmidbauers Vorgaben verstärkt und ein innovatives Lastverteilkonzept umgesetzt. Das Unternehmen verlegt knapp 3 km Bongossi-Matten, dazu kommen noch etliche Stahlplatten.
An der Seite eines eigens angeschafften 1350 t-Raupenkrans mit Powerboom arbeitet ein 400 t-Raupenkran als Aufbau- und Nachführkran. Damit der Hilfskran bei sämtlichen Hebetätigkeiten und dem Aufrichten der Anlagen-Komponenten eingesetzt werden kann, wird er im Laufe des Projekts mehrmals umgerüstet. Zusätzlich sind 40 SPMT-Achslinien unterwegs, um die Logistik vom Komponentenlager hin zur Errichter-Fläche der Windanlage zu steuern.
Für die Anlieferung der Verstärkungen und des Hebe-Equipments nach Südfrankreich wurden rund 150 Lkw-Ladungen benötigt, für den kompletten Aufbau werden eineinhalb Monate Zeit veranschlagt.