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  • Angebotsknappheit verlangt Beiladung. (Balkendiagramm: Logistikregion Rheinland)

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 39169

Bald dickere Bäuche?

Bedeutung der Beiladefracht für europäische Flughäfen.


Die Rede ist nicht von Weihnachtsspeck, sondern von der Beiladefracht in Passagiermaschinen. Deren Bedeutung unterstreicht eine kürzlich veröffentlichte Studie der Logistikregion Rheinland. Doch Omikron setzt ein Fragezeichen hinter die Hoffnung auf mehr Reiseverkehr.

Das Alpha und das Omega sind Langstreckenverbindungen mit frachtfreundlichen Grossraumflugzeugen für manche Flughäfen vielleicht nicht unbedingt. Zu vernachlässigen ist das Geschäft aber nicht, immerhin entfielen vor der Coronakrise bis zu 16% des auf Langstrecken gemachten Umsatzes auf Bellyfracht. Auf dem Flughafen Düsseldorf (DUS), der die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen, einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas, bedient, sind beide Teilbereiche der Luftfahrt eng verzahnt: Die 226000 Flugbewegungen, die 2019 hier gezählt wurden, brachten 25,5 Mio. Passagiere und 66000 t Fracht in die Luft. Die fünf grössten Frachtkapazitätsanbieter nahmen allesamt Beiladung auf: Emirates (mit einem lokalen Marktanteil von 24%), Eurowings (18%), ANA und Etihad Airways (jeweils 13%) sowie Turkish Airlines (10%).

Doch seit März 2020 ist der Passagierverkehr einer noch nie dagewesenen Volatilität ausgesetzt. Selbst in dem jetzt zu Ende gehenden Jahr reicht sie von der kompletten Einstellung einzelner Strecken aufgrund von Grenzschliessungen bis zu explosionsartigen Wachstumsraten (verglichen mit den Vorjahresmonaten) in Richtung bestimmer, v.a. touristischer, Destinationen. Auf DUS hat das zu einem starken Einbruch der Volumina (2020: 21000 t, –68%) geführt, von der sich der Flughafen erst seit April erholt. Aber selbst von Januar bis Oktober 2021 hat er 14% weniger Fracht abgewickelt als in den ersten zehn Monaten des letzten Jahres.

Enge Verzahnung oder Fokus auf B2C

Sehr anders ist die Struktur des Geschäfts auf dem Flughafen Köln/Bonn (CGN): Auf 143000 Flügen 2019 wurden hier 12,4 Mio. Passagiere und 814000 t Fracht abgewickelt, ca. 96% davon ist Expressfracht von UPS (73%), Fedex Express (14%), DHL (6%) und Amazon Prime Air (3%). Und selbst der Anteil von Egyptair Cargo (2%) übertrifft den der grössten Passagierfluglinien vor Ort. Dank des E-Commerce-Booms ist CGN einer der grossen Coronagewinner und hat bis Oktober 2021 schon fast sein komplettes Jahresvolumen von 2019 erreicht. Neue Verbindungen wie die der MNG Airlines, die mit A330-300P2F seit November dreimal wöchentlich nach New York fliegt, werden CGN ein Rekordergebnis bescheren.

Dass die türkische Fluglinie einen Umbaufrachter einsetzt, verdeutlicht ein Dilemma: Das Angebot an Vollfrachtern kann nämlich nur langsam wachsen, die Lücke zu der anhaltenden Nachfrage aber nur mit Bellyfracht geschlossen werden. So lauten zwei Handlungsempfehlungen der Studie, Passagier- und Frachtverkehr ganzheitlich zu betrachten und kommerzielle Anreize für internationale Flugverbindungen zu schaffen.

 

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