Zwischen Optimismus und Vorsicht
Der Agility Emerging Markets Index zeigt auf, dass sich das «Duopol» der Regionen Südostasien und Mittlerer Osten verstärkt, wenn es um die Logistik-Kompetenz von Schwellenländern geht. Das führt auch zu einem wachsenden Selbstvertrauen in Asien. Ein hustendes China bedeutet nicht automatisch die Grippe für die umliegenden Länder.
Der kuwaitische Logistikkonzern Agility erwirtschaftet gut die Hälfte seines Umsatzes in Europa sowie Nord- und Südamerika. Trotzdem gehört der Fokus auf die aufstrebenden Märkte zur DNA des Unternehmens. Bereits zum zehnten Mal wurde der «Agility Emerging Markets Index» (AEMI) veröffentlicht. Im Ranking wurden 50 Länder auf ihre logistische Attraktivität in verschiedenen Kategorien untersucht.
Wenig Veränderung an der Spitze
Da dieses Jahr eine andere Messmethode zum Einsatz kam, sind Vergleiche mit dem Ranking 2018 nur bedingt möglich. Die Tendenz zeigt jedoch, dass es zumindest in den Top Ten nur wenige Verschiebungen gab. China steht weiterhin deutlich an der Spitze, gefolgt von Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Russland und Brasilien fielen aus den Top Ten und wurden durch Katar und Vietnam ersetzt.
Das südostasiatische Land gilt mittlerweile als Eldorado der globalen Logistikbranche. Die Autoren des Index bezeichnen Vietnam als Treiber für die Gesamtperformance der Studie. Das Land sei bereits der fünftgrösste Markt für logistikintensiven Handel und habe Brasilien überflügelt.
Wer profitiert vom Handelskonflikt?
Neben der Rangliste gehört die Umfrage zu den Geschäftsaussichten in den Emerging Markets zum Kern des AEMI. Dafür wurden letzten Herbst 550 Führungskräfte aus der Logistik befragt. Diese sehen in den untersuchten Märkten immer noch grosses Wachstumspotenzial, allerdings gepaart mit einem gewissen Pessimismus. Das Risiko einer wirtschaftlichen Krise im 2019 beziffern 47% als wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich. Nicht zwingend Schuld wäre der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Zwar rechnen, die Umfrageteilnehmer damit, dass das Handelsvolumen zwischen den zwei Grossmächten dieses Jahr um 10% zurückgehen könnte, doch insbesondere Südostasien könnte davon auch profitieren. 56% der Umfrageteilnehmer befürworten diese These. Insbesondere Malaysia habe dank der guten Infrastruktur und den zahlreichen Produktionsstätten gute Chancen, ein Stück vom Kuchen zu schnappen.
In anderen Segmenten bleibt die Dominanz Chinas aber ungebrochen. 45% schätzen die Wachstumschancen im chinesischen E-Commerce-Markt grösser ein als im indischen. Geteilter sind die Meinungen zur «Belt and Road Initiative». 42% sehen darin positive Auswirkungen für die Emerging Markets, 34% schätzen die Folgen negativ ein. Am nächsten liegen wohl die 20%, die angeben, dass es für eine Beurteilung noch zu früh sei.