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  • Der Güterverkehr am Polarkreis ist bedeutsam.

Von: Jürg Streuli


Artikel Nummer: 39224

Zurück aufs Gleis

Was mit Subventionen und staatlicher Duldung begann, hat jetzt wieder marktwirtschaftliche Dynamik. Die norwegischen Güterbahnen fahren wieder volle Waggons und die Modernisierung von Strecken und Termninals ist in vollem Gange.


 

Im Jahr 2019 stand der norwegische Schienengüterverkehr auf der Kippe. Bei der staatlichen Cargonet gingen die Transportvolumina und die Erträge über Jahre dramatisch zurück. Angesichts des drohenden Kollapses gewährte der Staat der Güterbahn zwei Jahre lang finanzielle Unterstützung.

 

 

Subvention und private Initiative

Diese Finanzspritzen und das Umdenken zu Gunsten der umweltfreundlichen Schiene haben schliesslich die Wende gebracht. Mit neuen Aufträgen wie Fischtransporte auf den Nordlandsbanen sind die Güterzüge heute wieder ausgelastet und der Fahrplan wird verdichtet. Deshalb wird auch wieder in neues rollendes Material investiert. So beschaffen Cargonet und die private Onrail jeweils zwei moderne Eurodual-Zweikraftlokomotiven von Stadler Rail für elektrischen und Dieselbetrieb.

 

 

Modernisierung am Polarkreis

Beim Ausbau der Infrastruktur sind die 729 km lange Nordlandsbanen von Trondheim nach Bodø derzeit der Schwerpunkt. Von 2020 bis 2022 fliessen rund 1,5 Mrd. EUR in die Modernisierung dieser Strecke, die u.a. den Polarkreis überquert.

 

Deren Betriebsabwicklung im nördlichen Abschnitt ohne Streckenblock, wo die Stationsangestellten stattdessen mit grünen und roten Flaggen dem Lokführer die Weiterfahrt oder Halt signalisieren, entspricht noch der Eisenbahnwelt vor hundert Jahren.

 

 

Terminals vergrössert

Als wichtiger Schritt in die Zukunft wurde in Fauske, in der Provinz Nordland unweit der schwedischen Grenze gelegen, im November nach zweijähriger Bauzeit der für 160 Mio. NOK (15,5 Mio. EUR) ausgebaute Umschlagsterminal zwischen Schiene und Strasse in Betrieb genommen. Dazu zählt die Verlängerung der Geleise um längere Güterzüge aufnehmen zu können. Auch in Mo i Rana, Dunderland und Bodø werden die Bahnhofsgeleise verlängert, und in Røkland wird das bisher nicht genutzte Kreuzungsgleis in Betrieb genommen.

 

Als erste reguläre Strecke in Norwegen erhält die Nordlandsbanen derzeit das European Train Control System. Das ETCS sichert die Fahrt der Züge durch ein digitales auf GSM-R (R für Rail) gestütztes Blocksystem, welches keine optischen Signale an der Strecke erfordert. Die Zeiten, wo die Nordlandsbanen immer wieder von der Stillegung bedroht waren, sind endgültig vorbei. Die Verkehrspolitik der neuen rot-grünen Regierung wird die Forcierung der Eisenbahnen auch im Güterverkehr verstärken.