Ein intermodaler Zeitzeuge
Der Logistiker Ambrogio aus dem norditalienischen Gallarate wurde vor 50 Jahren gegründet. Livio Ambrogio ist Präsident des Familienunternehmens und spricht im Interview über die Anfänge als Pionier des intermodalen Verkehrs und was es braucht, um der aktuellen Nachfrage gerecht zu werden.
Ambrogio feiert sein 50-jähriges Bestehen. Was begründet diese lange Erfolgsgeschichte?
Im Jahr 1968 erlebte die europäische Logistikbranche grosse Umwälzungen durch die Einführung von Boxcontainern. Der kombinierte Verkehr setzte zunächst hauptsächlich auf Taschenwagen. Ambrogio dagegen entschied sich von Beginn an für ein System mit Wechselbehältern auf Flachwagen. Damit erzielten wir ein besseres Verhältnis zwischen Ladungsgewicht und Leergewicht. Zudem gingen viele Familienmitglieder von Ambrogio ins Ausland und erweiterten das Unternehmen. So sicherten wir die Unabhängigkeit, die bis heute anhält.
Die Logistikwelt ändert sich schnell. Was sind die Unterschiede zwischen Ambrogio im 1969 und 2019?
Als wir beschlossen haben, auf den kombinierten Verkehr zu setzen, waren die Infrastruktur und die Betreiber noch nicht bereit. Terminals waren Teile von Personenbahnhöfen, und Krane mussten aus den USA importiert werden. Dazu gab es Vermischungen von Güter- und Personenzügen. Heute haben wir glücklicherweise ein System, das auf den intermodalen Verkehr ausgerichtet ist. Es gibt zahlreiche Operateure und an den meisten Orten passende Infrastruktur.
Ambrogio war ein Pionier des intermodalen Verkehrs. Was sind die künftigen Herausforderungen in diesem Bereich?
Früher ging es darum, dass der kombinierte Verkehr billig ist, «grüne» Gedanken waren weniger wichtig. Heute wird in allen Industrieländern ein Umstieg auf den intermodalen Verkehr gefordert und die Nachfrage wächst stetig. Die Herausforderung ist deshalb die Sicherstellung einer angemessenen Infrastruktur. Zu oft müssen wir noch Trassen mit dem Personenverkehr teilen, was höhere Kosten bei tieferer Qualität verursacht.
Ambrogio ist immer noch ein Familienunternehmen. Was sin die Vor- und Nachteile dieser Struktur?
In der Gründungsphase sorgte die Familie für Einsatz, Beweglichkeit, Ausdauer
in schwierigen Zeiten und eine klare Unternehmensführung. Mittlerweile sind Familienmitglieder, Mitbesitzer, Manager und Mitarbeiter. Eine harmonische Zusammenarbeit ist unter diesen Umständen unerlässlich für die Kontinuität und den familiären Geist von Ambrogio.
Im Oktober startete Ambrogio eine neue Verbindung zwischen Bayonne und Paris.
Was ist das Ziel dieses Angebots?
Wir erweitern unser intermodales Angebot in Frankreich aufgrund der Nachfrage. Mit dieser neuen Linie verbinden wir den Grossraum Paris, Nordfrankreich und die Benelux-Staaten mit der Region Aquitanien in Südwestfrankreich.
Was plant Ambrogio in den nächsten Jahren, damit die Unternehmensgeschichte Fortsetzung findet?
Wir wollen weiterhin mithelfen, den kombinierten Verkehr in Europa weiterzuentwickeln. Dafür tätigen wir wie bis anhin Investitionen in Terminals, Waggons und Wechselbehälter. Zusätzlich wollen wir die Abdeckung von Ambrogio in Europa ausbauen und neue Verbindungen in Betrieb nehmen.