«Immer aufmerksam»
Von den 155 Jahren, auf die die Spedition Schneider & Cie zurückblickt, hat CEO André Strebel 30 begleitet. Über das Ausnahmejahr 2020, den starken Geschäftsgang, mögliche Akquisitionen und die Firmenkultur sprach er mit Christian Doepgen.
Herr Strebel, wie lange sind Sie dabei?
Eigentlich hatte ich 1991 bei Schneider in Genf wegen eines Französisch-Praktikums angefangen. Schliesslich wurde ich über Tätigkeiten im Übersee-Bereich und im Verkauf aber zum Nachfolger von Hans Brunner – zuerst als Filialleiter in Genf und seit dem 1. Mai 2018 als CEO.
Wie sieht die Eigentümerstruktur aus?
Seit dem MBO in 2009 haben wir einen guten Mix erreicht. Zum einen besitzen vierzehn Mitarbeiter Anteile, zum anderen ist seit 2015 die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Invision mit an Bord. Da wir den 155-jährigen Familiensinn und Speditionsgeist erhalten und von Invision Impulse Richtung Digitalisierung, Marketing und Zukäufe erhalten, ist das für mich eine «perfekte Hochzeit».
Wie meistern Sie Covid-19 aktuell?
Obwohl wir 2020 innert kürzester Zeit 70% der Arbeitsplätze ins Home Office verlagert haben, erreichte Schneider 2020 das beste Resultat seiner Geschichte. Die Mitarbeiter, die unseren wöchentlichen CEO-Brief sehr geschätzt haben, kehren in enger Abstimmung mit den Filialleitern zur Büropräsenz zurück. Das Zwischenmenschliche ist uns wichtig. Unsere Task Force Covid bleibt aber bestehen.
Welches Resultat haben Sie erreicht?
Mit heute 700 Mitarbeitern haben wir 2020 267 Mio. CHF Umsatz erzielt (2019: 223 Mio. CHF), die Zahl der Sendungen von 368 000 auf 407 000 gesteigert – und einen Ergebnissprung im Ebitda erreicht.
Welchen Anteil haben da Akquisitionen?
Einen bedeutenden, da wir sehr selektiv vorgehen. Allein in den letzten drei Jahren haben wir Nova Traffic, Apriori in Kempten im Allgäu und TFM übernommen, alles spezialisierte KMU. Die akquirierten Firmen müssen aber auch menschlich zu uns passen. Unsere Unternehmenskultur ist familiär geprägt.
Stehen weitere Zukäufe an?
Wir stehen aktuell wieder in Verhandlungen, ja. Unser Netzwerk in Europa wollen wir auf der Strasse und zur See verstärken. Auch auf die Luftfracht haben wir ein Auge, z.B. in Frankreich. Wir sind immer aufmerksam und beobachten den Markt.
Wo ist das Geschäft 2020 gewachsen?
Nahezu überall. Trotz der Unterbrüche durch Shutdowns, z.B. in den Verkehren nach Frankreich und Italien, sind unsere täglichen Rennstrecken, z.B. zwischen Paris, Genf und Zürich, gut gelaufen. Der Verkauf konnte nebst viel Neugeschäft auf den traditionellen Linien auch in Nischen hinzugewinnen, so u.a. mit Jungpflanzen aus Benelux. Ein fast extremes Wachstum verzeichneten wir in den Niederlanden, mit bis zu 90 FTL und LTL pro Woche. In Paris haben wir durch viele Verzollungsanfragen vom Brexit pr
ofitiert.
Und Ihre Strategie ausserhalb Europas?
Wir wollen unsere Übersee- und Luftfracht-Abteilung stetig vergrössern, die von 20% Geschäftsanteil in 2010 auf heute ca. 40% gestiegen ist.
Wie gestalten Sie die Zukunft?
Zum einen durch motivierte Mitarbeiter, von den die meisten eine lange Zugehörigkeit zur Firma haben. Zum anderen neben Investitionen in Digitalisierung und Marketing auch z.B. durch unseren ersten Nachhaltigkeits-Bericht in 2021 und ein immer differenzierteres Qualitäts-Management.