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  • Rémi Julien und Catherine Mégélas im Online-Gespräch.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 33961

Die Systeme laufen

Unter Pandemie-Bedingungen zu arbeiten, ist für kein Unternehmen der Branche leicht. Im Allgemeinen gelten die Unternehmen, die sich dem digitalen Austausch verschrieben haben, als Gewinner. Dass das differenziert zu sehen ist, erläuterten CEO Rémi Julien und die Leiterin Kommunikation und Marketing Catherine Mégélas vom Logistikplattform-Spezialist Marseille Gyptis International (MGI).


 

 

Es bleibt die ermüdende Eingangsfrage – wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?

Rémi Julien: Als Mittelständler haben wir die zeitweiligen Rückgänge der Verkehre mit etwa 10% geringerem Geschäftsvolumen zu spüren bekommen. Vom Trend zur zunehmenden Digitalisierung haben wir wiederum profitiert.

 

Catherine Mégélas: Wir haben auch in dieser schwierigen Zeit keinen einzigen Kunden verloren – und eine besonders starke Nachfrage registriert.

 

 

Wie fiel die Nachfrage konkret aus?

Julien: Zudem wollen viele Kunden in ihre digitale Infrastruktur investieren und ausbauen, auch, weil die Technik den Stresstest von 2020 bestanden hat. So hat z.B. der Hafen Marseille mit 10% der Belegschaft vor Ort agiert. Die Systeme waren diesem starken Umbruch gewachsen.

 

Mégélas: In den letzten Monaten hatten wir über 40 Anfragen nach EDI-Verbindungen, was ungefähr doppelt so viel ist wie im Jahr 2019.

 

 

Welche Features sind aktuell gefragt?

Julien: Den Kern bildet unsere voll integrierte Plattform Ci5, auf der alle Logistikdaten des Hafens digital abgebildet sind. Dazu gehört auch eine Schnittstelle für die Kommunikation mit den privaten Systemen unseren Kunden: Spediteure, Abfertiger, Agenten, Terminals, Hafenbehörden, Zoll, Verlader, Zollagenten etc.

 

 

Wo laufen z. Zt. Projekte?

Mégélas: Wir haben aktuell im Oktober – in die zweite Phase des Lockdowns hinein – im Universalhafen Dünkirchen die Migration auf Ci5 vollständig umgesetzt. Die CMA CGM Zheng He war das erste Schiff, in Dünkirchen einlief und über Ci5 operiert hat.

 

Julien: Am 3. November haben wir das System im Hafen von Bordeaux eingeführt. Dann wird der Mittelmeerhafen von Sète an der Reihe sein, dessen Verkehr in die Türkei und nach Tunesien einen echten Boom erlebt. Wir arbeiten an einem Projekt zur vollständigen Aktualisierung des Cargo Community Systems. Im Jahr 2021 werden weitere Einsätze in Überseegebieten sowie neue Dienste in Marseille stattfinden.

 

Für die Linie DFDS haben wir Ci5/MCustoms in die Systeme integriert. Diese Lösung berücksichtigt u.a. auch die neuesten Richtlinien des International Chamber of Shipping (ICS) über den Transport zeitkritischer Güter.

 

 

Cyber-Sicherheit hat sich als Thema nachdrücklich ins Gedächtnis gerufen.

Julien: Allerdings. Neben spektakulären Fällen wie z.B. von Maersk und CMA CGM sind auch viele Operateure betroffen, was gravierend ist, aber oft weniger Schlagzeilen macht. Um Cyberangriffen entgegenzuwirken, handeln wir auf mehreren Ebenen: So sind wir seit 2017 nach ISO 27001 für Informationssicherheitsmanagement zertifiziert. Zum zweiten entwerfen wir sichere technische Cloud-Architekturen. Zum Dritten erfolgt eine dauerhafte Überwachung unserer Systeme und ständige Sensibilisierung unserer Mitarbeiter und Partner. Um einen Einbruch ins System Ci5 zu verhindern, betreiben wir viel Aufwand in der laufenden Selbstüberprüfung, denn die Hacker werden immer professioneller.

 

 

Gestaltet sich die Einführung von Ci5 auf rein technischer Basis?

Mégélas: Es geht nicht ohne Menschen und ihre Schulung. In Dünkirchen und Bordeaux haben wir z.B. im September und Oktober jeweils 190 bzw. 90 Mitarbeiter geschult. Vier unserer Instrukteure waren vor Ort. So kommen Köpfe und Technik zusammen.