Luftbrücken nach Übersee
Zu Jahresbeginn ist nicht ganz klar, wohin sich die globale Luftfracht 2019 bewegen wird. Um zu erfahren, wie es um den französischen Markt steht, befragte das ITJ den Geschäftsführer des zur ECS Group gehörenden GSSA Aero Cargo France.
Die international tätige ECS Group hört nicht auf, von sich reden zu machen. Auf der Air Cargo Africa Ende Februar in Johannesburg war Chief Executive Adrien Thominet wieder ein gern gehörter Diskussionsteilnehmer und Gesprächspartner, der dabei nicht nur die Initiative «NexGenLeaders» (vgl. ITJ 07-08/2019, S. 5) vorstellte. Denn darüber hinaus konnte die Gruppe dieses Jahr bereits mit Nokscoot in Thailand (vgl. ITJ Daily, 08/01) und den Fluglinien der deutschen Reiseveranstalterin TUI bei neuen Kunden landen. Dass nun auch die unterflurige Frachtkapazität des westafrikanischen National Carriers Air Sénégal, der mit grossen Amibitionen auf der Luftfahrtbühne erscheint (vgl. ITJ Daily, 06/02), von der ECS Group vermarktet wird, ist ihrem französischen Element Aero Cargo France zu verdanken.
«Unser Portfolio umfasst derzeit 25 Fluglinien. Deren ganz unterschiedliche Struktur ermöglicht es uns, unseren Partnern eine grosse Bandbreite und zahlreiche Ziele anzubieten, darunter natürlich die wichtigsten internationalen Hauptstädte. Darüber hinaus stützen wir uns auf das weltweite Netz der ECS Group», erläutert Jean Ceccaldi, der seit Juni 2016 Geschäftsführer von Aero Cargo France ist. Als privilegierter Ansprechpartner gegenüber dem ITJ hat er sämtliche 22 Jahre seiner Berufslaufbahn nach Abschluss eines Diploms in Transport und Logistik 1997 bei dem GSSA und innnerhalb der ECS Group verbracht – für das Management um Thominet ist er damit ein «perfektes Beispiel für den Erfolg der Gruppe, der auf Know-how, Wagemut und Neuerungswillen» beruht.
Vier plus drei Standorte
In dieser Zeit ist das Personal von Aero Cargo France auf 48 Kollegen gewachsen, die an den wichtigsten Flughäfen des Landes – Paris-CDG, Lyon, Nantes und Marseille – sowie in den Überseedépartements Guadeloupe, Martinique und Réunion mit neun weiteren Mitarbeitenden tätig sind. Mit 69 500 t Fracht, die sie letztes Jahr auf Flugzeugen ihrer Kunden gebucht haben, beträgt ihr Anteil am französischen Markt 15%.
«Für unser Geschäft war 2018 ein stabiles Jahr gegenüber 2017, das – das darf man nicht vergessen – ganz aussergewöhnlich war», blickt Ceccaldi zurück und verweist auf die Iata-Cass-Zahlen, nach denen das Luftfrachtvolumen der «Grande Nation» um lediglich 0,34% zurückgegangen ist. Nach den Aussichten für das neue Jahr befragt, spürt er wohl ein Abflauen der französischen Exporte und der Tarife allgemein, will diese beiden Elemente aber keinesfalls überbewerten: «Es stimmt, dass der Markt Befürchtungen für 2019 äussert und wir in der Gruppe Zeichen für eine Abschwächung in Asien sehen, aber ohne die Zukunft vorhersagen zu wollen, deutet zu diesem Zeitpunkt nichts darauf hin, dass sich das kommende Jahr grundlegend schlecht entwickeln wird», relativiert Ceccaldi. Für ihn handelt es sich eher um punktuelle (Brexit, chinesisch-amerikanischer Zollstreit) als um strukturelle Problemstellungen. Ihnen werde man gruppenweit weiterhin damit begegnen, indem man den digitalen Wandel und die Innovation vorantreibe, insbesondere durch die Entwicklung interner Werkzeuge der Business Intelligence.
Wachsende Kundschaft
Eine der Besonderheiten des französischen Marktes ist die Nische der überseeischen Gebiete des Landes, die Aero Cargo France seit der Partnerschaft mit Corsair besetzt. «Aber unser Markt orientiert sich auch sehr Richtung Afrika, v.a. Westafrika», präzisiert Ceccaldi und nennt neben Corsair die Kunden Royal Air Maroc, Air Sénégal, DHL Aviation und Middle East Airlines, die dem GSSA seine Sonderstellung in Frankreich verschaffen.
Auf diese Weise trägt Aero Cargo France als langjährige Tochter der ECS Group zu deren internationalen Ausstrahlung bei. Dabei darf Ceccaldi sich und seine Equipe auf dem rechten Weg sehen, nimmt der GSSA in den nächsten Wochen West Jet und Royal Air Brunei als neue Kunden unter seine Fittiche.