News

  • Foto: Ports of Switzerland

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 49247

Verkehrsverlagerer gesucht

Initiativen zur Steigerung der Attraktivität der europäischen Binnenschifffahrt. Die politische Absicht, Verkehr auf die Wasserstrassen umzuleiten, ist von einen starken Fachkräftemangel bedroht. Vor diesem Hintergrund organisierte die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) Mitte März einen Workshop zur Reflexion über den Arbeitsmarkt und dessen Attraktivität. Ziel war es, anhand von Statistiken und der ergriffenen Massnahmen einen Überblick über die Lage zu gewinnen.


Zu den Teilnehmern des Workshops, der in Strassburg und online stattfand, gehörten Vertreter der fünf ZKR-Mitgliedstaaten Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien und Niederlande, anderer europäischer Staaten, der Europäischen Kommission, internationaler Organisationen, die ein Interesse an der Binnenschifffahrt haben, und des Gewerbes.

Gemeinsam mit der Europäischen Kommission stellt die ZKR derzeit ihren zweiten Bericht zum Arbeitsmarkt fertig. Als wichtigste Trends werden darin u.a. die Alterung der Arbeitskräfte, die Arbeitsmigration (von Ost nach West) und der Fachkräftemangel genannt. Im Güterverkehr ist der Beschäftigungstrend von 2008 bis 2021 relativ stabil geblieben. Die Alterung der Arbeitskräfte erfordert jedoch verstärkte Anstrengungen, um die Attraktivität der Binnenschifffahrt zu steigern.

Gegen den Strom

Zur Deckung des hohen Personalbedarfs wurden in den ZKR-Mitgliedstaaten in den letzten Jahren viele Massnahmen angestossen. Da der finanzielle Aspekt ein motivierender Faktor sein kann, wurden z.B. Programme zur Finanzierung der Lehrlingsausbildung und Weiterbildung aufgelegt. Eigens eingerichtete Online-Informationsplattformen wie «Ahoi Captain», «Acteurs du fleuve», «Wereld van de binnenvaart», «Are you waterproof» sowie spezielle mobile Anwendungen (Wilbi) können ein breites Publikum ansprechen. Zusätzlich werden regelmässig Informationsveranstaltungen in Binnenschifffahrtsunternehmen oder Schulen durchgeführt.

Trotz der bereits ergriffenen Massnahmen, die von allen Akteuren der Binnenschifffahrt getragen werden, bleiben die Beschäftigungsprobleme in der Branche weiterhin akut. Die Rekrutierungsstrategien, wie sie etwa von der internationalen Initiative «Branding & Recruitment» vorgestellt wurden, müssen sowohl auf junge Menschen in der Erstausbildung als auch auf Quereinsteiger mit unterschiedlichsten Profilen abzielen (inklusive Seeleute, Arbeitslose, Menschen aus sämtlichen europäischen Ländern – selbst solchen ohne Binnenschifffahrt).

Bildung und Bindung

Auch die Bindung des auf Schiffen tätigen Personals ist von grosser Bedeutung. Karrieren mit klaren Entwicklungsmöglichkeiten, guten Arbeitsbedingungen und einer ausgeglichenen Work-Life-Balance können nicht nur der Rekrutierung dienen. Ein Pluspunkt der Berufe in der Branche ist die Bezahlung, insbesondere auf der Führungsebene.

In der Ausbildung sollte weiterhin auf eine Verbesserung der Lehrpläne und auf moderne Lehrmethoden gesetzt werden. Auch der Einsatz von Schulschiffen und/oder Simulatoren für die praktischen Prüfungen gelten als Trümpfe für zukünftige Auszubildende. Nicht zuletzt kommt dem Gesetzgeber eine wichtige Rolle zu, um zeitgemässe, vereinfachte Regelungen zu treffen, die den Bedürfnissen des Sektors gerecht werden.


 

Mehr zum Thema