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  • Das Schnellstrassennetz hat noch viel Investitionsbedarf.

Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 31036

Was Afrikas Logistik noch fehlt

Afrika entwickelt sich in vielen Bereichen rasant, doch die Logistik hinkt oft hinterher. Ein Report des Africa CEO Forum nennt die wichtigsten Herausforderungen, damit der Kontinent logistisch an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt. Während bereits viel Geld in Hafenprojekte fliesst, werden Strasse und Schiene oft vernachlässigt.


Am 9. und 10. März treffen sich in der ivorischen Metropole Abidjan Politiker und Wirtschaftsführer am Africa CEO Forum. Im Vorfeld der Veranstaltung haben die Organisatoren zusammen mit dem französischen Beratungsunternehmen Okan eine Bestandesaufnahme der afrikanischen Logistik erstellt. Frédéric Maury, Editorial Director des Africa CEO Forum, schreibt im Report: «Logistik gehört zu den wichtigsten Entwicklungsbereichen für Afrika. Logistische Modernisierung bildet die Grundlage für die wirtschaftliche Transformation des Kontinents.» So sei die mangelhafte Logistik-Infrastruktur mit ein Grund, dass nur 18% aller Exporte innerhalb Afrikas stattfänden.

 

 

Häfen als Hub positionieren

Die Studie beschreibt aber nicht nur den Ist-Zustand, sondern formuliert sechs Empfehlungen für private und staatliche Akteure, mit denen sich die Logistik in Afrika verbessern liesse. Dazu gehört eine umfassende Hafenmodernisierung, wobei der Bericht auch festhält, dass sich in diesem Bereich schon viel getan hat. Als positives Beispiel wird Tanger Med genannt, dessen Hub-Funktion sich auch auf andere Region übertragen lassen könnte. Dafür ist allerdings eine länderübergreifende Planung nötig. Gerade in Westafrika sind viele Hafen-Projekt ins Stocken geraten und ein Fokus auf einen Hub fehlt.

 

 

Die Verantwortung der Regierungen

Der Report nimmt dabei auch die Staaten in die Pflicht. Infrastrukturprojekte seien oft nicht wirtschaftlich geplant, was Investoren abschrecke. Ein möglicher Lösungsansatz sind PPP (Private Public Partnership). Kapitalgeber sind im Infrastrukturbereich ausreichend vorhanden, fundierte Projekte seien aber Voraussetzung.

 

Über die afrikanischen Häfen werden 90% des kontinentalen Handels abgewickelt, aber sie sind selbstverständlich kein Selbstzweck, sondern benötigen auch Hinterland-Verbindungen. Diese sind jedoch oft mangelhaft. So kostet der Transport eines TEU-Containers von Schanghai nach Abidjan 2500 EUR und ist 19 200 km unterwegs. Der Weitertransport nach Ouagadougou, die Hauptstadt von Burkina Faso, ist nur 1200 km lang, kostet aber 5000 EUR.

 

 

Mrd. USD für Strassen

Dieses Beispiel zeigt, dass beim Gütertransport auf Schiene und Strasse noch viel Nachholbedarf herrscht. So ist das Trans-African Highway Network erst zu gut 80% fertig gestellt und nur zur Hälfte asphaltiert. Der Report geht von einem Investitionsbedarf von 15-20 Mrd. USD pro Jahr für Strasseninfrastruktur aus. Die Studie nennt allerdings auch positive Beispiele, wie den Durban–Lubumbashi- Korridor, der vom südafrikanischen Hafen über 8600 km Strasse in die Rohstoff-Metropole in der DR Kongo führt. Ebenso wichtig war die Asphaltierung der Strasse zwischen Addis Abeba und Nairobi. Dadurch verkürzt sich die Fahrt zwischen den Hauptstädten Äthiopiens und Kenias von zwei Wochen auf zwei Tage und die Frachtkosten halbieren sich. Nun muss sich die Logistik nicht nur an Infrastrukturen, sondern auch an Menschen orientieren. Der Report empfiehlt die Bedürfnisse des wachsenden afrikansichen Mittelstandes ins Zentrum zu rücken. Diese Bevölkerungsschicht lebt ihrerseits mehrheitlich in den ebenfalls stark wachsenden Grossstädten. Lagos, Kairo und Kinshasa haben bereits heute mehr als 15 Mio. Einwohner. In 20 Jahren soll es 150 Millionenstädte geben. Das Schlagwort «Urbane Logistik» wird dadurch in Afrika noch viel aktueller, als es in anderen Weltgegenden wird. Für das Africa CEO Forum bietet der Report der Veranstalter durchaus wertvolle Inputs. Antworten auf diese Herausforderungen benötigen hingegen sicher mehr Zeit als zwei Tage.       

 

 

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