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  • Vom Allerweltsgegenstand zu dem Objekt der Begierde.

23.12.2020 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 34491

Mangelgut Container

Boxen sind nicht nur nicht immer dort, wo man sie braucht, sondern können auch zu lange lagern, wie in Asien oder Nordamerika. Aber es gibt auch in Europa Engpässe. Initiativen wie in Göteborg wenden das Blatt.





Erstmals seit fast einer Dekade gehen die Raten vieler Carrier wieder durch die Decke, was auf eine Mischung aus künstlicher und reeller Schiffsraumverknappung zurückzuführen ist (S. 9). Auch wenn der Boom im Transpazifik viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, kämpfen selbst Firmen in Europa, die Güter aus Asien beziehen, mit Lieferengpässen und stark wachsenden Frachtraten. Ein bislang unterschätztes Phänomen ist dabei augenfällig: Der stetig zunehmende Mangel an Containern auf allen Märkten.

 


Boom der Boxen
Nach Schätzungen sind weltweit etwa 38 Mio. Teu im Umlauf. Waren es früher insbesondere Reefer, die sich einer starken Nachfrage sicher sein konnten, hat die Ebbe inzwischen die ganz regulären Boxen erreicht. So fehlen u.a. in asiatischen Häfen zum Teil Leercontainer, weil die Liefervolumina von Fernost in den Westen derzeit deutlich höher sind als in die umgekehrte Richtung.


Der Ruf nach verfügbaren Containern ist unüberhörbar. Dabei kommen international überraschende Entwicklungen an den Tag. Obwohl die Boxen dringend benötigt werden, verbringen sie nach einem Forschungsprojekt von Fraunhofer CML und Container xChange in Hamburg durchschnittlich bis zu 45 Tage leer in Lagern.


Paradoxerweise liegt insbesondere in Regionen mit geringer Containerverfügbarkeit wie China und den USA der Durchschnitt mit 61 bzw. 66 Tagen im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt von 45 Tagen vergleichsweise hoch. Die hohe Standardabweichung von 85 Tagen in Nordamerika und 129 Tagen in ganz Asien weist zudem auf viele Fälle hin, in denen Container noch weit mehr Tage in Depots verbringen, als der Durchschnitt vermuten lässt. Im Vergleich zum Nahen Osten (durchschnittlich 21 Tage) und Europa (durchschnittlich 23 Tage) dauert es im Schnitt 30 Tage mehr, um die dortigen Container wieder in die Verkehre zu integrieren. Möglichkeiten der Optimierung sind also gegeben.

 


Vorhandene Potenziale besser nutzen
Es wird vielerorts gegen diesen Missstand angearbeitet. So hat seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 der Hafen von Göteborg mit seinen Schienen-Partnern zusammen die kostengünstige Lagerung von Importcontainern im Landesinneren angeboten, um das vorübergehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. Um die Versorgung der schwedischen Exportkunden mit leeren Containern aufrechtzuerhalten, kommen jetzt Sonderkonditionen dazu. Beteiligte Partner bieten neben der Lagerung verschiedene Dienstleistungen wie die Inspektion leerer Boxen an.


«Dies ist eine einzigartige Massnahme, die wir in den letzten Tagen sehr schnell auf die Wege gebracht haben», sagte Jacob Minnhagen, der in Göteborg die Geschäftsentwicklung verantwortet. «Wir haben eine erstaunliche Resonanz von den beteiligten Partnern erhalten und freuen uns, dass sie schnell, fest und kollaborativ handeln können.» Ein rundes Dutzend Unternehmen sind beteiligt – ein gutes Signal.