Eine schwere Wiedergeburt
Im ukrainischen Hafen Mariupol blockiertes Schiff der Fratelli Cosulich wieder auf offener See. Neun Monate sind eine lange Zeit. Genau so viel Zeit benötigte das Schifffahrtsunternehmen Vulcania, eine Tochtergesellschaft der Genueser Traditionsfirma Fratelli Cosulich, um einen in Mariupol seit Ende Februar festsitzenden Frachter freizubekommen. Das Schiff, dessen Ladung während der Blockade gelöscht wurde, soll nunmehr im bulgarischen Hafen Varna überholt werden.
Die Tzarevna gehört wie ihre Schwesterschiffe noch gar nicht lange zum Portfolio. Erst Mitte 2021 hatten die Fratelli Cosulich, ein Genueser Schifffahrts- unternehmen seit 1857, mit der Übernahme von 80% der Anteile der Schifffahrtsagentur Marlines of Monfalcone die drei Stückgutfrachter Stellina, Metallica und eben Tzarevna übernommen.
Als am 24. Februar 2022 der russische Angriff auf die Ukraine begann, lag die letztere Einheit just im Hafen von Mariupol. Unter maltesischer Flagge unterwegs, ist das Schiff unter seinen italienischen Besitzern registriert.
Tauziehen mit den «Behörden»
An ein Auslaufen des Schiffes war in Kriegszeiten nicht zu denken. Schlimmer noch, erfolgte recht rasch von der neu gebildeten Administration von Donezk ein Kaufangebot für Schiff und Ladung. Der Presse war zu entnehmen, dass der pro-russische Separatistenführer Denis Puschilin die festgesetzten Schiffe in Mariupol als Basis einer eigenen Flotte der abgespaltenen Region ansehe.
Die Ladung der Tzarevna war zudem bedeutend, nicht nur in Kriegszeiten. Die 15’000 t Stahlplatten bzw. -brammen an Bord, die für den Export nach Italien bestimmt waren, hatte das Metallurgische Kombinat Asow-Stahl produziert, das durch Kampfhandlungen nahezu vollständig zerstört wurde.
Nach Kapitän Hristo Papukschiew lagen ein Angebot von 8 Mio. USD für das Schiff und von 12 Mio. USD für die Fracht auf dem Tisch – was Geschäftsführer Augusto Cosulich als «lächerlichen Preis» und «Erpressung» bezeichnete. Die italienische Diplomatie schaltete sich ein.
Zu neuen Ufern
Nunmehr ist die Tzarevna ausgelaufen und soll im Hafen von Varna wegen Kriegsbeschädigungen überholt werden. Die Ladung war jedoch zuvor im Hafen entladen worden. So erging es auch Schiffen anderer internationaler Reeder.
Immerhin trifft der Verlust die Fratelli Cosulich-Gruppe in starken Zeiten. Der Jahresabschluss 2021 wies einen Umsatz von über 1,5 Mrd. EUR, ein Plus von 39%, sowie einen Nettogewinn von 29,9 Mio. EUR (+96%) aus. Das Schiff kann also weiterfahren.