10 Minuten, 6 Stunden
Zwei Flugzeuge fliegen hoch hinaus. Mitte Januar war das grösste Flugzeug der Welt wieder in der Luft – und zwar so hoch und so lange wie noch nie. Einen Meilenstein hat auch die Forschung mit Wasserstoff als Treibstoff für die Luftfahrt erreicht – mit dem bisher grössten Flugzeug.
Kurz vor Weihnachten hatte Zero Avia von der britischen Zivilluftfahrtbehörde die Erlaubnis zur Durchführung wasserstoffelektrischer Testflüge erhalten. Vermutlich war die Zeit «zwischen den Jahren» für das Personal des britisch-amerikanischen Unternehmens weniger geruhsam als für die meisten Zeitgenossen.
Denn nicht einmal einen Monat später, am 19. Januar, war sein neues Testflugzeug, eine umgerüstete Dornier 228, erstmals in der Luft – und blieb es zehn Minuten.
Dabei wurden am und über dem Cotswold Flughafen (GBA) im Süden Englands zahlreiche Daten gesammelt, die in die weitere Entwicklung der vom Vereinigten Königreich geförderten Zukunftstechnologie einfliessen werden. Das 16,5 m lange Flugzeug, das 19 Passagieren Platz bietet und in einer Version für den Transport von knapp 2 t Fracht existiert, übte das Rollen, den Start, eine Platzrunde und die Landung.
Das Triebwerk auf seiner linken Tragfläche, mit 600 kW mehr als doppelt so leistungsfähig wie das der seit September 2020 getesteten PA-46 Malibu, ist mit dem wasserstoffbetriebenen Elektromotor von Zero Avia ausgestattet. In dieser Testkonfiguration besteht der wasserstoffelektrische Antriebsstrang aus zwei Brennstoffzellen, wobei Lithium-Ionen-Batteriepakete während des Starts die Spitzenleistung unterstützen und für zusätzliche Redundanz für die Testsicherheit sorgen. In einer kommerziellen Konfiguration würde auf einen externen Speicher zugegriffen werden.
«Sämtliche Systeme funktionieren»
Alle Systeme hätten wie erwartet funktioniert, teilte das Unternehmen mit, das nun an einer zertifizierbaren Konfiguration arbeitet, um bis 2025 kommerzielle Strecken mit der Technologie anzubieten. American Airlines hat sich bereits eine Option für 100 Triebwerke gesichert. Parallel dazu will Zero Avia die Technologie für Flugzeuge mit bis zu 90 Sitzen skalieren und in den nächsten zehn Jahren auf Narrowbody-Testflugzeuge ausdehnen.
Sehr grosse Pläne verfolgt auch Stratolaunch. Das US-Unternehmen teilte am 13. Januar mit, dass seine Startplattform Roc, das mit 117 m Spannweite grösste Flugzeug der Geschichte, den zweiten Trägerflug absolviert hat. Beim insgesamt neunten Flug wurden mit einer Dauer von sechs Stunden und einer maximalen Höhe von 22500 Fuss zwei Rekorde aufgestellt.
Zu den primären Testzielen gehörten der erstmalige Flug ausserhalb des Mojave-Gebiets und die Bewertung der Trennungsumgebung für das mitgeführte Testfluggerät (3,6 t). Dieses soll noch in der ersten Jahreshälfte mit Hyperschallgeschwindigkeit losgeschickt werden.