Markt und Timing
Zu Jahresbeginn hat AAL seinen monatlichen Dienst Europa–Mittlerer Osten/Indien–Fernost aufgenommen. Mit Eike Muentz, General Manager Europe, und Jan-Henrik Heyken, Senior Chartering Manager Europe, sprach Christian Doepgen.
Wie entwickelt sich der neue Verbindung – insbesondere in einem solchen Markt?
Eike Muentz: Trotz der aktuellen Marktherausforderungen hat der monatliche Liner-Service grosses Interesse im lokalen europäischen Markt und darüber hinaus geweckt. Wir konnten innerhalb kurzer Zeit einen Kundenstamm aufbauen. Wir haben mehrere Schiffe der A-Klasse im Mega-Format im Einsatz.
Die Marktlage ist hart, und sowohl die Produktion wie internationale Frachtverkehre sind seit Beginn der Pandemie rapide zurückgegangen. Auf die Verzögerung der Importe und Exporte in Asien folgten der Nahe Osten, Europa und die USA. Das gleiche Muster des Niedergangs spiegelt sich weltweit wider. Die Frachtraten sind stark unter Druck geraten, und die Carrier können ihre Flotten nicht zu nachhaltigen Preisen einsetzen.
Welche Arten von Fracht befördert AAL mit diesem Dienst?
Jan-Henrik Heyken: Die weltweiten Präventions-Massnahmen gegen Covid-19 wirken sich auf die grossen Fernverkehre aus – und verursachen einen Effekt geographischer Verschiebung. Während sich China langsam erholt, sehen wir eine geringe Nachfrage nach Fracht von Seiten seiner Handelspartner in Ozeanien, dem Mittleren Osten, der EU und den USA. Trotzdem befördern wir Projektfracht in östlicher und westlicher Richtung, die normalerweise per Tramp-Schifffahrt transportiert wird.
Darüber hinaus können wir durch unsere monatliche Rotation auf dieser Strecke weitaus kleinteiligere Ladung annehmen und erheblich früher buchen. Dies kommt nicht nur kleineren und grösseren Versendern gleichermassen zugute, sondern schafft im Markt auch Vertrauen in unsere Zuverlässigkeit. Zum Beispiel befördern wir mehr Stahlladungen als ursprünglich prognostiziert.
Welche Aspekte des Dienstes sind bei Verladern am gefragtesten?
Jan-Henrik Heyken: Nach unseren jüngsten Erfahrungen liegen die Hauptvorteile eines Liniendienstes für den Markt in seiner Regelmässigkeit und in der Integrität des Zeitplans – in der Verpflichtung, monatlich auf einer festgelegten Route ausgewählte Häfen anzulaufen.
Der Service basiert ausserdem auf einem detaillierten Zeitplan, der jede Woche aktualisiert und weltweit an unsere Versender verteilt und darüber hinaus in den sozialen Medien an die etwa 25 000 AAL-Follower gesendet wird. Dieses wöchentliche Engagement seit Beginn des Dienstes – und die Tatsache, dass wir rund um die Uhr daran arbeiten, unsere Verpflichtungen im Zeitplan einzuhalten – ist äusserst wichtig und zeigt, dass wir uns darauf verlassen können.
Welche Pläne haben sie für 2020?
Eike Muentz: Wir haben 25 Jahre Know-how in diesen Dienst investiert, und es scheint, dass der Markt diese Bemühungen und unser Engagement zu schätzen weiss. Während wir immer vorsichtig agieren und unsere Ambitionen an Marktbedingungen und Timing messen, sind wir mit dem Start des Liniendienstes Europa – Mittlerer Osten/Indien – Asien zufrieden. Während die Covid-19-Pandemie sicherlich etwas ist, mit dem wir und unsere Kunden zu kämpfen haben, läuft er rund und bietet dem Markt ein wichtiges Mittel.
Der Markt für Mehrzweckschiffe ist kurzfristig schwer einzuschätzen, wird aber sicherlich unter Druck bleiben. Die Erholung hängt im Wesentlichen von der Fähigkeit der Märkte ab, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Entscheidend wird die Bereitschaft von Regierungen und Finanzinstituten sein, die Unternehmen mit dringend benötigten Massnahmen zur finanziellen Unterstützung beizustehen. Ausserdem müssen unsere Führungskräfte natürlich lockere internationale Handelsbedingungen berücksichtigen und anwenden.
Wenn es gut läuft, könnten wir im dritten Quartal wieder mehr Stabilität auf den Weltmärkten und bei der Entstehung des Handels erleben. Im vierten Quartal könnte wieder eine Wachstumsphase beginnen, da sich die Märkte erholen und es an der Zeit sind wird, die Lagerbestände an Gütern, Ressourcen und Rohstoffen wieder aufzufüllen.