Heavylift / Breakbulk

  • Christophe Grammare, Verkaufsdirektor AAL, plant langfristig.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 36071

Vertrauen rechtfertigen

Aus der Krise zum Boom? Vorsicht ist jedenfalls geboten, so Vertriebsdirektor Christophe Grammare von AAL zu Christian Doepgen, denn die Verlader erwarten Zuverlässig- und Planbarkeit. Mit ihrem Vertrauen entwickelt AAL neue Carrierdienste weltweit.


 

Wie schätzen Sie den Sektor ein?

Unser Sektor hat im Vergleich zu anderen Schifffahrtssegmenten bereits mehrere Konsolidierungswellen erlebt. Wenige Carrier haben die jüngste anhaltende Rezession ohne Kürzungen oder Konsolidierungen überstanden. In der vorläufigen Markterholung nach über einem Jahrzehnt der Herausforderungen gehen wir mit fokussierten Handelsrouten auf die wachsende Marktnachfrage ein. Die Kunden und Lieferanten von AAL kennen unsere 26-jährige Geschichte gut.

 

 

Wie gegen die Konkurrenz bestehen?

In einer Post-Covid-Welt verlangen vorsichtige Verlader Planbarkeit und Zuverlässigkeit, bevor sie dem Dienstleister ihre Ladungen anvertrauen. Carrier müssen sich zu Leistungen verpflichten und etablieren, bevor sie den Markt mit ehrgeizigen Ansprüchen ansprechen.

 

Diese Strategie «Vertrauen zuerst, Fracht danach» ist zum Eckpfeiler unserer Geschäftsentwicklung geworden – nicht kurz- oder mittel, sondern auch langfristig. AAL hat seinen Linienverkehr Europa–Mittlerer Osten–Asien auf diesem Prinzip aufgebaut. Zunächst mit Tramp-Schifffahrt haben wir unseren Ruf bei Stahl-, Massen- und Projektfrachtverladern im Laufe der Zeit sorgsam aufgebaut, bis die Volumina die Vermarktung als Liniendienst gerechtfertigt haben.

 

 

Welche Voraussetzungen sind nötig?

Um einen Liniendienst erfolgreich zu betreiben, muss das kaufmännische Team in der Lage sein, die Anforderungen einer Vielzahl unterschiedlicher Verlader zu erfüllen. Sie benötigen ausserdem ein Charter-, Technik- und Operationsteam, das Platz und Kosteneffizienz jeder Fahrt mit maximalem Nutzen konzipiert und plant, und das Massen-, Stückgut- und Schwerlastladungen sicher zusammenführt. Schliesslich benötigen Sie die Hardware – Mehrzweck-Schwergutschiffe, die jede Ladungsart gleichzeitig laden und aufnehmen können.

 

Eine solche Strategie erfordert frühzeitige Investitionen und Ressourcen sowie langfristig Geduld, aber nur so lässt sich Glaubwürdigkeit aufbauen, sodass der Markt bei Ankündigungen eher bereit ist, Sie zu unterstützen. Mit der gleichen Strategie entwickeln wir gerade weitere Dienste, nämlich Asien–Amerika, Asien–Europa und Transatlantik.

 

 

Was hat sich im Vergleich verändert?

Als die Weltwirtschaft bis 2008 boomte und die MPP-Flotte schnell expandierte, ging es um «Globalität» – das Netz weit genug ausdehnen und das richtige Schiff in Position zu haben, war genug.

 

Mit der neuen Denkweise hat AAL Netzwerk und Flotte sorgfältig verbessert. Zuletzt haben wir die AAL Genoa und die AAL Galveston der G-Klasse mit je weils 25 800 dwt erworben und uns ebenfalls ihre zwei Schwesterschiffe AAL Glad-stone und die AAL Gibraltar gesichert. Diese Schiffsklasse und diese Einheiten sind eine perfekte Ergänzung unseres Serviceportfolio und unseres Flottenprofils.

 

 

Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?

Die Kunden fordern ein sehr hohes Serviceniveau ein, was wiederum erhebliche Investitionen bedeutet, um unsere Teams an Land und auf See die Unterstützung zu geben, die sie benötigen. Zu diesem Zweck haben wir kürzlich einen bahnbrechenden digitalen Service für Effizienz und Sicherheit namens «Performance Optimization Control Room» (POCR) eingeführt. Er wird von Columbia Shipmanagement (CSM) entwickelt und betrieben, um Navigation, Betrieb und Geschäftsleistung der Schiffe nachhaltig und profitabel zu verbessern.

 

 

Wie wirkt sich POCR operativ aus?

Informationen laufen zentral zusammen, so dass sich schnell ändernde Szenarien und potenziell gefährliche Entwicklungen rascher erkannt werden können. Der Dienst steht den Seeleuten über ein digitales Dashboard rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. Online-Technologie ermöglicht die Unterstützung der Teams zur Vermeidung von Katastrophen, zur Wartung inklusive der Anwendung neuer Sensor- und Kameratechnologie und bei der Einhaltung von Vertragsbestimmungen. Die Software für Wetter- und Seeüberwachung erleichtert Routen- und Fahrtenplanung. Allein diese Faktoren wirken sich positiv auf die Arbeit und Stimmung der Crew sowie die Sicherheit von Schiff und Fracht aus.

 

 

Was hat Covid-19 für AAL verändert?

Den täglichen Druck, wertvolle Fracht nach engen Zeitplänen und Anweisungen zu transportieren, hat die Pandemie nur noch verstärkt. Durch POCR können wir die Sicherheit unserer Mitarbeiter an vorderster Front und die Leistung unserer Schiffsoperationen weltweit priorisieren.