Ohne SCM-Kompetenz keine Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette

Für mittelständische Unternehmen, die in einem zunehmend globalisierten und regulierten Geschäftsumfeld agieren, sind Nachhaltigkeitsziele längst kein optionaler Bestandteil der Unternehmensstrategie mehr. Der Druck, ESG (Environmental, Social, Governance)- und CSR (Corporate Social Responsibility)-Kriterien zu implementieren, wächst stetig. 

Von: Daniel Bubendorf

(Magden) Aber Vorsicht: Ohne tiefgreifendes Supply Chain Management (SCM)-Knowhow kann die Umsetzung dieser Maßnahmen fatale Folgen haben. Die komplexen Strukturen von Lieferketten, in denen auch Logistikanbieter eine Schlüsselrolle spielen, bergen Risiken, die sich schnell zu unüberwindbaren Hindernissen entwickeln können – insbesondere für den Mittel-stand, der oft nicht über die gleichen Ressourcen wie Grossunternehmen verfügt. Es ist an der Zeit, diese Herausforderung mit der notwendigen Dringlichkeit und Weitsicht anzugehen.

Tickende Zeitbombe ohne SCM-Kompetenz – und die Rolle der Logistik    

In den Lieferketten des Mittelstands treffen zahlreiche Interessen aufeinander: Kostenoptimierung, Effizienzsteigerung und die Einhaltung von ESG- und CSR-Standards müssen gleichzeitig gewährleistet werden. Dabei ist die Rolle von Logistikanbietern nicht zu unterschätzen. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Nachhaltigkeitsziele in der Lieferkette eingehalten werden. Ohne fundiertes SCM-Knowhow, das auch die Logistik umfasst, können gut gemeinte Massnahmen wie der Wechsel zu einem „grünen“ Lieferanten auf Tier-1-Ebene schnell zu Produktionsausfällen, höheren Kosten oder längeren Liefer-zeiten führen. Logistikanbieter, die nur auf „Box-Moving“ fokussiert sind und nicht in der Lage sind, die strategischen Herausforderungen der Supply Chain zu verstehen, können hier zu einem Engpass werden. Der Mittelstand, der ohnehin weniger Spielraum hat, kann es sich schlichtweg nicht leisten, ESG-Massnahmen unüberlegt oder ohne SCM-Expertise und partnerschaftliche Logistikdienstleister zu implementieren.

Tier-2- und Tier-3-Lieferanten und die Rolle der Logistik  

Während viele mittelständische Unternehmen ihre direkten Lieferanten, die sogenannten Tier-1-Lieferanten, einigermassen gut im Blick haben, liegen die grössten Risiken oft in den tieferen Schichten der Lieferkette – bei Tier-2- und Tier-3-Lieferanten. Doch auch hier spielt die Logistik eine zentrale Rolle. Logistikanbieter, die in der Lage sind, diese Netzwerke zu durchdringen, tragen massgeblich dazu bei, Risiken wie ESG-Verstösse oder ineffiziente Transportprozesse zu minimieren. In Zusammenarbeit mit den richtigen Logistikpartnern können Unternehmen diese tieferen Ebenen der Lieferkette trans-parenter und nachhaltiger gestalten. Fehlende SCM-Kompetenz in Verbindung mit unzureichender Unterstützung durch Logistikanbieter riskiert schwerwiegende operative und Reputationsverluste.

Der Mittelstand im Spannungsfeld von Verpflichtungen

Während Scope-1-Emissionen (direkte Emissionen aus eigenen Quellen) und Scope-2-Emissionen (eingekaufte Energie) für viele Unternehmen noch relativ überschaubar zu messen und zu managen sind, wird es bei den Scope-3-Emissionen deutlich schwieriger. Diese umfassen alle indirekten Emissionen entlang der Lieferkette, also auch die Emissionen von Tier-1- bis Tier-3-Lieferanten – und hier spielen Logistikanbieter eine wesentliche Rolle. Logistikdienstleister müssen ein tiefes Verständnis für Scope-3-Emissionen entwickeln, da ihre Transportlösungen massgeblich zur Reduzierung dieser Emissionen beitragen können. Ohne ein umfassendes SCM-Verständnis und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Logistikpartnern kann der Mittelstand kaum sicherstellen, dass die Emissionen in der Lieferkette erfasst und reduziert werden. Es reicht nicht aus, die Lieferkette als eine Kostenstelle zu betrachten – sie ist ein zentraler Hebel zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

SCM-Kompetenz auch für Logistikanbieter unerlässlich 

Ein oft unterschätzter Aspekt in der Umsetzung von ESG- und CSR-Zielen ist die Rolle der Logistik-anbieter. Auch auf ihrer Seite ist ein tiefes Verständnis für das industrielle SCM unerlässlich, um eine effiziente und nachhaltige Lieferkette zu gewährleisten. Logistik bedeutet heute weit mehr als nur „Box-Moving“. Die Herausforderungen im industriellen SCM erfordern von Logistikanbietern ein umfassendes Wissen über Produktionsprozesse, Transportoptimierung und die Auswirkungen von Nachhaltigkeits-massnahmen auf die gesamte Wertschöpfungskette. Wer Logistik lediglich als den einfachen Transport von Gütern betrachtet, verkennt die Komplexität der heutigen globalen Lieferketten. Logistikanbieter müssen sich als integraler Bestandteil der Lieferkette verstehen und eng mit SCM-Experten zusammen-arbeiten, um die ESG- und CSR-Ziele des Mittelstands erfolgreich zu unterstützen. Ohne dieses Verständnis kann die Logistikbranche selbst zu einem Flaschenhals in der Nachhaltigkeitsstrategie werden und den Fortschritt des gesamten Unternehmens behindern.

Externe SCM-Experten: Ein Muss für den Mittelstand  

Zu viele Unternehmen zögern, externe SCM-Experten hinzuzuziehen, weil sie die Kosten scheuen. Doch dies ist ein fataler Fehler. Externe Experten bringen nicht nur das notwendige Fachwissen und die Werkzeuge mit, um Risiken frühzeitig zu erkennen, sondern sie ermöglichen es auch, ESG- und CSR-Massnahmen so umzusetzen, dass sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile erzielt werden. Dies gilt nicht nur für das Management der Lieferkette selbst, sondern auch für die Auswahl und Zusammenarbeit mit Logistikanbietern. Logistikdienstleister, die auf SCM-Kompetenz setzen, sind in der Lage, nachhaltige und effiziente Transportlösungen zu entwickeln, die nicht nur die Scope-3-Emissionen senken, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette optimieren. Mittelständische Unternehmen sollten die Einbindung von SCM- und Logistikexperten als eine Investition in die Zukunft sehen – eine Investition, die sich vielfach auszahlen wird.

Nachhaltigkeit und Effizienz gehen Hand in Hand - auch in der Logistik  

Die Einführung von ESG- und CSR-Massnahmen wird häufig als kostspielig angesehen – insbesondere von mittelständischen Unternehmen. Doch dies muss nicht so sein. Mit der richtigen SCM-Expertise und den passenden Tools können mittelständische Unternehmen frugale Lösungen implementieren, die kosteneffizient sind und dennoch volle Transparenz entlang der Lieferkette bieten. Auch die Logistikbranche bietet zunehmend skalierbare und kosteneffiziente Lösungen, die den Mittelstand dabei unterstützen können, seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Innovative Logistiklösungen, die speziell auf die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Unternehmen zugeschnitten sind, ermöglichen es, Risiken zu minimieren, Daten zu sammeln und die Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette zu überwachen – ohne das Budget zu sprengen. Wer hier frühzeitig handelt, sichert sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern vermeidet auch langfristig unkalkulierbare Kosten und Risiken.

SCM- und Logistikkompetenz als Schlüssel   

Für mittelständische Unternehmen ist die Implementierung von ESG- und CSR-Kriterien unausweichlich – doch ohne tiefgreifendes SCM-Knowhow droht das Scheitern. Die Risiken entlang der Lieferkette sind vielfältig, und die Auswirkungen auf Kosten, Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit können erheb-lich sein. Mittelständische Unternehmen sollten keine Zeit verlieren und externe SCM- und Logistik-Experten einbinden, um sicherzustellen, dass ihre Nachhaltigkeitsmassnahmen sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch ökologisch sinnvoll umgesetzt werden. SCM- und Logistikkompetenz sind der Schlüssel, um die Scope-1- bis Scope-3-Emissionen in den Griff zu bekommen und die versteckten Risiken bei Tier-2- und Tier-3-Lieferanten aufzudecken. Wer jetzt handelt, sichert sich nicht nur Effizienzvorteile, sondern auch eine zukunftssichere, nachhaltige Position im globalen Markt.

Daniel E. Bubendorf ist Gründer, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsleitung von The Supply Chain Experts GmbH, https://www.sc-experts.ch/ einem Unternehmen, welches spezialisiert ist auf Supply Chain Management, Beschaffung und Logistik für die produzierende Industrie und den Handel. Mit seiner langjährigen Erfahrung in unterschiedlichen Branchen (Industrie, Handel und Logistik) verbindet er traditionelle Supply Chain-Prozesse mit modernen Technologien.

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